Standortsuche für Endlager: Landrat sieht Bohrungen noch nicht berücksichtigt



Mit einer neuen Informationsschrift erläutern jetzt die „Bundesgesellschaft für Endlagerung“ (BGE) mbH und das „Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung“ (BASE) den aktuellen Stand und die nächsten Schritte bei der deutschlandweiten Standortsuche für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle. Die Broschüre enthält zudem Hinweise zu Beteiligungsmöglichkeiten am Verfahren. Darauf weist jetzt der Kreis Borken hin. Im Internet ist die Schrift unter folgendem Link finden: www.endlagersuche-infoplattform.de/kommunen-infobroschuere. Landrat Dr. Kai Zwicker bekräftigt in diesem Zusammenhang noch einmal, dass bisher viele Ergebnisse aus Bohrungen zur Salz- und Kohleexploration im Kreisgebiet von der BGE noch nicht berücksichtigt worden seien. Dies führe dazu, dass die das Westmünsterland betreffenden Suchgebiete deutlich zu groß ausgewiesen wurden. Darauf werde der Kreis Borken im weiteren Verfahren erneut nachdrücklich hinweisen, zudem auf die schon außerordentlich starke Inanspruchnahme von Flächen im Kreisgebiet für national existenziell wichtige Infrastruktur (u. a. die Gas- und Stromtrassen und das atomare Zwischenlager in Ahaus.)

Zum Hintergrund:

Im September 2020 hat die BGE mit ihrem „Zwischenbericht Teilgebiete“ erste Zwischenergebnisse zum Stand der Endlagersuche veröffentlicht. Darin werden insgesamt 90 geografisch abgegrenzte Teilgebiete benannt, die günstige geologische Voraussetzungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen. Betroffen sind etwa 54 Prozent der Landesfläche, unter anderem auch ca. 80 Prozent der Fläche des Kreises Borken. Diesem Zwischenbericht liegen aber nur geologische Kriterien zugrunde. Raumplanerische Aspekte wie Abstand zur Wohnbebauung oder Nähe zu Naturschutzgebieten spielen erst in den weiteren Arbeitsschritten eine Rolle. Eine Zusammenfassung des Zwischenberichtes bezogen auf den Kreis Borken gibt es – wie auch viele weitere Informationen zum Thema – auf der Homepage des Kreises Borken unter https://www.kreis-borken.de/standortsuche.

Am 19.08.2021 hat der Kreis Borken zusammen mit den kreisangehörigen Kommunen eine kritische Stellungnahme zum Zwischenbericht Teilgebiete im Rahmen der Teilgebietekonferenz abgegeben. Diese kann ebenfalls auf der Homepage eingesehen werden.

In den weiteren Schritten ist zunächst die Einengung der Teilgebiete auf wenige Standortregionen vorgesehen. In einem Schritt 2 der Phase 1 wurden zunächst vier „Modellregionen“ ausgewählt, an denen die Methoden der sogenannten repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU) entwickelt werden sollen.

Bereits in der Zeit vom 25.03. bis 01.04.2022 hat die BGE in verschiedenen Informationsveranstaltungen den Sachstand der Methodenentwicklung für die verschiedenen möglichen Wirtsgesteine Steinsalz in flacher Lagerung, Steinsalz in steiler Lagerung, Tongesteine und Kristallingestein dargelegt. Vertreter des Kreises Borken nahmen an den Veranstaltungen online teil.

Am 28.03.2022 hat die BGE das „Konzept zur Durchführung der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen gemäß Endlagersicherheitsuntersuchungsverordnung“ veröffentlicht. Dazu ist auch eine fünfseitige Kurzfassung erschienen. Die Grundlage für das Konzept bildet eine 744 Seiten umfassende „Methodenbeschreibung zur Durchführung der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen gemäß Endlagersicherheitsuntersuchungsverordnung“.

In diesem Schritt 2 kommt es insbesondere darauf an, alle zur Verfügung stehenden geologischen Informationen zu berücksichtigen. Bereits in der Stellungnahme vom 19.08.2021 hat Landrat Dr. Kai Zwicker für den Kreis Borken darauf hingewiesen, dass viele Ergebnisse aus Bohrungen nicht berücksichtigt worden seien mit der Folge, dass die den hiesigen Raum betreffenden Teilgebiete deutlich zu groß ausgewiesen wurden. Dr. Zwicker fordert vor diesem Hintergrund, im weiteren Suchverfahren alle vorliegenden Daten zu berücksichtigen und die Teilgebiete entsprechend anzupassen.

Außerdem hat der Landrat darauf hingewiesen, dass der Kreis Borken bereits heute sehr stark durch vorhandene bzw. geplante überregionale Stromtrassen (110-380 kV, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung/HGÜ, Erdverkabelung), Öl-, Sole- und Gasleitungen (zum Teil im Planfeststellungsverfahren), Eisenbahnlinien und Autobahnen, aber auch bereits vorhandene atomtechnische Anlagen betroffen sei. Durch die also bereits heute sehr starke Inanspruchnahme von Flächen im Kreis Borken für national existenziell wichtige Infrastruktur könne von der Bevölkerung keine weitere Zustimmung bzw. entsprechender gesellschaftlicher Konsens für ein Endlager erwartet werden. Diese vom Kreis vorgetragenen planungsrelevanten Abwägungskriterien werden nun im 2. Schritt der Phase 1 bewertet.

Neue Informationsbroschüre zum aktuellen Sachstand der deutschlandweiten Standortsuche für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle erschienen

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Quelle: Kreis Borken

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