Stauen oder nicht stauen – das war im Umweltausschuss die Streitfrage



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Die meisten wollten eine Reparatur, einer allerdings den kompletten Verzicht auf das marode Stauwehr am Mariengymnasium. Hans-Josef van Hüth (Freie Grünen / Die Linken) meinte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Grün, man käme auch ganz gute ohne Wehr aus. Ein natürlicher Lauf der Aa ohne künstliche Hindernisse werde der Natur gut tun, sagte er voraus. Dass dann vor allem rund ums Rathaus das Wasser sehr niedrig stehe, können hingenommen werden, hieß es weiter. Das allerdings sahen die Verwaltung und alle anderen Ausschussmitglieder anders.

Eine nicht gestaute Aa werde viel öfter trocken fallen. Zudem würden zahlreiche Fisch sterben, meinten die Stauwehr-Befürworter. Stadtbaurat Daniel Zöhler verwies auf denwahrscheinlich fallenden Grundwasserspiegel. Der könnte dazu führen, dass die Standsicherheit der in der Bocholter Innenstadt vielfach auf Holzpfählen gegründeten Bauten wie etwa die St.-Georg-Kirche gefährdet sei. „Außerdem haben wir im Rahmen des Hochwasserschutzes eine Verantwortung gegenüber den an der Aa hinter uns liegenden Städten und Gemeinden und können das Wasser nicht einfach so durchlassen“, meinte er. Am Ende entscheid sich der Ausschuss mehrheitlich dafür, 100.000 Euro für die weiteren Planungen im Haushalt bereitzustellen.

Zum Hintergrund: Das aus dem Jahr 1964 stammende zweigeteilte Bauwerk besteht aus zwei gleich aufgebauten Verschlüssen (Schütze) und zwei zusätzlichen obenliegenden Regelklappen. Die untenliegenden Schütze halten den Wasserstand im Oberlauf der Bocholter Aa auf einer nicht regelbaren Höhe. Mit den darauf angebrachten Regelklappen kann der Wasserstand bis zu einer Höhe von 80 cm manuell geregelt werden. Sämtliche Wehrteile werden über ein gemeinsames Getriebe und nachfolgend über Ketten bewegt. Eine mechanische Umschaltung sorgt dafür, dass das Getriebe die Regelklappen und gleichzeitig die untenliegenden Schütze antreiben kann.

Vor dem Hintergrund der langen Betriebszeit sind das Getriebe und die Ketten stark verschlissen und korrodiert. Eine Regelung der obenliegenden Klappen zur Wasserstandsregulierung ist in dem jetzigen Zustand nicht mehr sicher zu gewährleisten. Zuletzt gab es große Schwierigkeiten bei der Umstellung des Getriebes von der Klappensteuerung auf die Schützsteuerung. Nur durch den manuellen Einsatz von drei Mitarbeitern konnte das Wehr noch gesteuert werden. Eine sichere Steuerung der vorhandenen Wehranlage kann zurzeit nicht gewährleistet werden.

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