„Superblitzer“ bricht alle Rekorde – und widerlegt damit selbst seinen Zweck

Der Bocholter „Superblitzer“ bricht alle Rekorde. 100.000 Euro hat die Stadt laut BBV durch das Gerät, das 24 Stunden am Tag automatisch in beiden Richtungen Verkehrsverstöße festhält, im ersten Quartal des neuen Jahres eingenommen. Das ist mehr als doppelt so viel wie früher die alten, personalintensiven  Kamerawagen eingebracht  haben. Gleichwohl behauptet man im Rathaus hartnäckig, dass es nicht ums Geld, sondern vornehmlich um die Verkehrssicherheit geht. Unser Autor behauptet genau das Gegenteil.

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Um es gleich vorweg zu schreiben:  Ich habe nichts gegen Blitzer. In Baustellen und verkehrsberuhigten Zonen, vor Schulen oder an Unfallhäufungspunkten machen sie Sinn. Aber genau dort setzt die Stadt Bocholt sie zumeist NICHT ein. Ein Auswertung der Superblitzer-Standorte der vergangenen sechs Monate durch unserer Redaktion ergab, dass die heimische Geschwindigkeitsmessanlage  hauptsächlich an viel befahrenen, umsatzträchtigen  Ein- und Ausfallstraßen steht – so etwa an der Adenauerallee, der Werther Straße, der Dingdener Straße, der Dinxperloer Straße und vor allem an der Münsterstraße.

Wohnstraßen hingegen wie die früher oft überwachte Blumenstraße, der Robert-Koch-Ring und die wegen des anhalten Fehlens des Nordringes als Schleichwege genutzte Baustraße oder die Straße Up der Welle sind aus dem strategischen Raster gefallen. Bringen sie womöglich nicht genug ein?

Auch das Argument, es gehe hauptsächliche darum, Regelbewusstsein zu schaffen, ist klar widerlegt.  Beweis dafür sind die ständig steigenden Fallzahlen und Rekordeinnahmen. Es wird folglich seit dem Einsatz der Superblitzer eher mehr als weniger gerast. Damit widerlegen die Geräte selbst ihren von offizieller Seite zugedachten Zweck.

Außerdem: Die Tatsache, dass die Stadt die schwarzen Blitzer viel auf Parkstreifen zwischen meist – wegen der Lackfarben-Präferenzen deutscher Autofahrer – grauen, silbernen und schwarzen Autos abstellt, stützt die Argumente der Kritiker, dass es sich in erster Linie um „Fallen“ handelt. Genau deshalb sind die Geräte auch schwarz. Denn schwarz ist bekanntlich die Farbe der Nacht. Und so ist der rund um die Uhr arbeitende Superblitzer von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang optimal getarnt und wohl auch besonders einträglich.

Fazit: Wenn es der Stadt wirklich und ausschließlich um das Regelbewusstsein oder die Abschreckung geht, warum streicht sie die Blitzer nicht in Müllabfuhrorange an und versieht sie mit reflektierenden Leuchtstreifen? Die Raser würde deutlich öfter auf der Bremse treten. Noch besser wäre, wenn man an wechselnden Orten zusätzlich fünf zum Verwechseln ähnlich Attrappen in der Stadt platzieren würde.  Der Autofahrer wüsste dann gar nicht mehr,  ob der Blitzer vor ihm echt oder falsch ist und würde flächig das Tempolimit einhalten. Aber womöglich wäre dann der schöne städtische Gewinn dahin…

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    Lieber Herr Blesenkemper! Leider haben Sie den Zweck eines Blitzers falsch interpretiert. Zweck ist nicht die Vorbeugung von Gesetzesverstößen sondern die Ahndung, das heißt die Bestrafung von Verkehrssündern. Und die wird dort vorgenommen, wo sie am häufigsten vorkommt und nicht, wo sie meist gerechtfertigt aber seltener ist.

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      Made in Bocholt says:

      Ich weiß sehr wohl, dass es um auch Ahndung geht. Aber die Stadt behauptet stets, dass es ihr allein darum gehe, Regelbewusstsein zu schaffen und Schulen, Kindergärten und Altenheime zu schützen. Und das ist in meinen Augen Heuchelei. Wer Regelbewusstsein schaffen will, muss die Blitzer nicht tarnen und sollte die Dinger dann auch gefälligst an Schulen, Kindergärten und Altenheimen statt an Ausfallstraßen aufstellen. Allein letzteres beweist, dass es vornehmlich ums Geldverdienen geht.

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