Supermärkte dürfen grenzüberschreitend einkaufen – Diplome werden schneller anerkannt

Supermärkte und Drogerien dürfen künftig in Deutschland einkaufen, wenn die Preise dort günstiger sind. Gleichzeitig strebt die EU an, dass Abschlüsse und berufliche Qualifikationen schneller grenzübergreifend anerkannt werden. Diese weitreichenden Pläne der Europäischen Union könnten erhebliche Auswirkungen auf Grenzregionen wie die Achterhoek, den Kreis Borken und den Kreis Kleve haben.

Bislang profitieren deutsche Grenzorte wie Bocholt, Emmerich und Kleve stark von niederländischen Verbrauchern, die sogar aus Städten wie Utrecht oder Amersfoort anreisen, um dort günstig einzukaufen. Sollte es nach Brüssel gehen, könnte sich dies bald ändern: Auch niederländische Geschäfte könnten künftig dort einkaufen, wo die Preise niedriger sind. Diese Maßnahme käme nicht nur den Unternehmern zugute, sondern letztlich auch den Verbrauchern in den Niederlanden.

Die geplanten Regelungen sind Teil eines umfassenderen Vorschlags der Europäischen Kommission, der die sogenannten „schrecklichen zehn“ angehen will – zehn Bereiche von Vorschriften, die den grenzüberschreitenden Handel und die Zusammenarbeit unnötig erschweren. Laut der EU schränken diese Regeln die Wettbewerbsfähigkeit Europas ein und behindern die Zusammenarbeit.

Ein zentrales Anliegen ist es, die grenzüberschreitende Arbeit zu erleichtern. Aktuell muss beispielsweise ein Elektriker oder ein Bauunternehmen aus Winterswijk umfangreiche bürokratische Hürden überwinden, um in Bocholt tätig zu werden. Dies betrifft schätzungsweise sechstausend regulierte Berufe, von denen gegenwärtig lediglich sieben in allen EU-Staaten automatisch anerkannt werden.

Für die Bewohner der Achterhoek sowie aus den deutschen Grenzregionen Borken und Kleve würde die Abschaffung dieser Vorschriften eine erhebliche Erleichterung darstellen. Gegenwärtig müssen Arbeitnehmer, die über die Grenze arbeiten, oft umständliche Verfahren zur Anerkennung ihrer Abschlüsse sowie hinsichtlich sozialer Sicherheit und Versicherungen durchlaufen.

Ein Fliesenleger aus Ulft benötigt derzeit eine Arbeitserlaubnis, um einen Auftrag in Anholt ausführen zu können. Bei Inkrafttreten der neuen Vorschriften würde dies künftig nicht mehr erforderlich sein. Auch Beschäftigte im Gesundheitssektor, wo auf beiden Seiten der Grenze hoher Bedarf besteht, würden davon profitieren.

Neben den Arbeitnehmern ziehen auch Unternehmen einen Nutzen aus diesen Maßnahmen. Sie könnten künftig ihre Produkte oder Rohstoffe in dem Nachbarland beschaffen, wenn dort die Preise günstiger sind. Dies wäre besonders vorteilhaft für Unternehmer in der Grenzregion, die häufig höhere Kosten als ihre deutschen Konkurrenten haben. Zudem wird es einfacher, Mitarbeiter aus dem Nachbarland zu rekrutieren.

In der Achterhoek und in Städten wie Bocholt besteht ein großer Bedarf an Arbeitskräften. Die EU hofft, durch die Auflockerung der Vorschriften, dass die Grenze weniger als Hindernis und mehr als Möglichkeit angesehen wird.

Dennoch werden nicht alle Preisunterschiede gänzlich verschwinden. Steuern auf Benzin und die Mehrwertsteuer auf Produkte unterliegen weiterhin den nationalen Regelungen. Das bedeutet, dass der Einkauf in Bocholt oder Emmerich vorerst weiterhin attraktiv bleibt, jedoch könnten die Unterschiede längerfristig möglicherweise kleiner werden.

Mit diesen Vorschlägen möchte die EU den Binnenmarkt gerechter und gleichwertiger gestalten. Besonders Regionen wie die Achterhoek, Borken und Kleve dürften von diesen Vorteilen als erste profitieren. Sollten einheitlichere europäische Standards und weniger nationale Vorschriften gelten, würde die Zusammenarbeit und das wirtschaftliche Wachstum über die Grenze hinweg deutlich erleichtert werden

Quelle: Regio8

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