Tagung zum Thema „Schulabsentismus“ im Kreishaus Borken



Kreis Borken. Um „Schulabsentismus“ ging es bei der jüngsten Fachtagung der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Borken. Über die verschiedenen Formen schulverweigernden Verhaltens von Schülerinnen und Schülern sowie den Umgang damit diskutierten im Borkener Kreishaus rund 120 Fachleute. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Professor Dr. Heinrich Ricking von der Universität Oldenburg. Der Sonderpädagoge gilt als Experte auf diesem Gebiet. Er stellte sein Referat unter das Thema „Schulabsentismus als interdisziplinäre Aufgabe: Grundlagen und Prävention“.
Schulpsychologe Michael Sylla, Leiter der Schulberatungsstelle, hieß die Tagungsgäste willkommen. Dabei erläuterte er, dass es sich bei „Schulabsentismus“ um das bekannte „Schwänzen“, aber auch um angstbedingtes Fehlen oder sogar das Zurückhalten vom Schulbesuch durch die Eltern beispielsweise aus weltanschaulicher Überzeugung handeln könne. Der Kreis Borken hat laut Sylla diese Problematik bereits seit längerer Zeit im Blick:

durch das Schülmüden-Projekt des Kreisjugendamtes,
in der schulpsychologische Beratung und
bei der Arbeit des Schulärztlichen Dienstes des Kreisgesundheitsamtes.

Zudem habe die Regionale Schulberatungsstelle 2015 eine Handreichung zum „Schulabsentismus“ für Schulen veröffentlicht, die ausführlich über diese Phänomene informiere und Ratschläge zum Umgang damit enthalte.
Schulpsychologin Kristina Timm übernahm anschließlich die Moderation der Tagung und übergab Professor Ricking das Wort. Der Referent erläuterte Ursachen und Unterschiede der verschiedenen Formen von schulverweigerndem Verhalten und beschrieb Maßnahmen zur Vorbeugung. Wesentliche Punkte waren dabei die lückenlose Registrierung von Fehlzeiten durch die Schule, aber auch ein gutes Schulklima sowie engagierte Lernförderung. Überdies sei eine frühzeitige Beratung wichtig, bei der Schule und außerschulische Institutionen wie Jugendhilfe, Beratungsstellen, Ärzte und Psychologen Hand in Hand arbeiten sollten. Ricking betonte abschließend, dass „Schulabsentismus“ für die Betroffenen folgenschwer sein könne. Oft würden sie als sogenannte „Drop Outs“ ohne Schulabschluss bleiben, so dass ihre weitere berufliche Entwicklung außerordentlich gefährdet sei.
Im Anschluss an den Vortrag arbeiteten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer – zunächst getrennt nach Professionen – die Thematik anhand von Leitfragen auf. Im Blickpunkt standen Fragen wie: Hat die Zahl der Fälle von „Schulabsentismus“ zugenommen und was erleichtert bzw. erschwert die Beratung von Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen? Auf diese Weise kamen die Einschätzungen von Lehrkräften, Schulleitungen, Schulaufsicht, Ärzten und Klinikmitarbeitern, Beratungsstellen, Jugendämtern und Schulpsychologen zustande, die dann unter der Moderation von Kristina Timm erörtert wurden. Dabei wurde deutlich, dass es heute offenkundig mehr Fälle von „Schulabsentismus“ gibt. Gleichzeitig gab es aber auch zahlreiche Hinweise, wie die Beratung und fachliche Begleitung von Betroffenen verbessert werden kann.
Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte sich Professor Ricking im Gespräch mit Elisabeth Büning, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Schule, Kultur und Sport, sehr angetan von den vielfältigen Aktivitäten in Sachen „Schulabsentismus“, die es im Kreis Borken bereits gibt. Elisabeth Büning kündigte zudem an, dass der Kreis auch künftig die Problematik in den Blick nehme werde mit dem Ziel, Vorbeugung sowie die Beratung und Begleitung der betroffenen Eltern, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schülern bei Bedarf weiter zu verbessern.
Über die Tagung wird es eine ausführliche Dokumentation geben, die Interessenten zur Verfügung gestellt werden soll. Weitere Informationen zum Thema „Schulabsentismus“ gibt es im Internet unter www.rsb-borken.de.

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