Tilmans Tod kam per Post – Eltern hinterlassen mit Drogengeschichte ihres Sohnes tiefen Eindruck

Der Tod kam per Post. Mit Hilfe unscheinbare Briefe und Pakete verschickten die Hehler per Internet bestellt Drogen an Tilman Holze – und zwar bis zum 19. März 2017. Dann starb der 24-jährige Münsteraner an einer Überdosis des extrem stark wirkenden, synthetischen Schmerzmittels Fentanyl. Fast sieben Jahre ist das her. Für seine Eltern Dr. Eberhard und Christiane Holze aber reißt das Erlebnis immer noch tiefe Wunden auf. Intensiv schilderten der Dozent für Religionspädagogik und die pensionierte Schulpfarrerin heute im Berufskolleg West auf Einladung der Schule und des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) in Bocholt mehr als 200 Schülern und Lehrern eine Stunde lang den langen Sucht- und Leidensweg ihre Sohnes und wie daran beinahe eine bis dahin ganz normale Familie zerbrochen wäre. Ihr wichtigste Botschaft: Es kann jeden treffen!
Seit Jahren halten Dr. Eberhard und Christiane Holze Vorträge, schreiben Berichte und warnen in den Sozialen Medien vor Drogenkonsum. Dazu haben sie gemeinsam mit ihren beiden anderen Söhnen, Titus und Tobias, sowie mit Hilfe der Caritas GemeinschaftsStiftung für das Bistum Münster die Tilman-Holze-Stiftung gegründet. „Der Aufklärungsbedarf ist enorm“, meint der Vater.
Grund ist die auch nach Einschätzung der Experten des SKM rasant wachsende Verfügbarkeit und die Vielfalt moderner Drogen. Ob Tabletten, Pulver, Sprays oder Saft – das meiste wird einfach online geordert und nicht selten auch abwechselnd konsumiert. „Man kommt heute immer und überall an alles ran“, beschreibt Mutter Christiane.
So war es auch bei Tilman. Bei ihm begann alles mit einfachen Beruhigungsmitteln. Am Ende war der 24-Jährige polytox – das heißt, er konsumierte über einen langen Zeitraum verschiedene auf das zentrale Nervensystem wirkende Substanzen. Dabei verlor der junge Münsteraner Schritt für Schritt die Kontrolle über sein Leben – und das obwohl Tilman eigentlich Ästhet war. „Er hätte sich zum Beispiel nie etwas gespritzt“, berichtet Christiane Holze. Alle Hilfsangebote, zwischenzeitliche Entzugsphasen und die Liebe seine Familien halfen nicht. Der Münsteraner rutschte immer weiter ab.
Laut den Eltern ist das keine ungewöhnliche Drogenkarriere. „Unsere Medizin kennt erst einmal nur den Entzug. Das ist einer Rosskur und befreit den Körper von der Droge. Aber die psychische Suchtebene ist damit nicht bedient. Und so kommt es immer wieder zu Rückfällen“, berichten die beiden. Um andere Kinder und Jugendliche zu warnen und sie zu ermutigen, sich gegenseitig zu stützen und zu helfen, erzählen sie immer wider ihre Lebensgeschichte. Demnächst sind Dr. Eberhard und Christiane Holze wieder in Bocholt – dann allerdings im Berufskolleg am Wasserturm.