Andere Ideen in Krisenzeiten: Betriebe setzen auf kontaktlosen Lieferservice



Tatkraft, Zusammenhalt und Einfallsreichtum zeigen die Münsterländer im Angesicht der Corona-Pandemie. Die unumgänglichen massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens zum Schutz der Risikogruppen sorgen zwar für existenzielle Ängste in vielen Branchen wie der Gastronomie und Hotellerie. Aber: Einige Betriebe in der Stadt Münster und den vier Münsterland-Landkreisen entwickeln alternative Konzepte. Ein Zauberwort lautet „Lieferservice“. Unter Einhaltung strengster Hygienemaßnahmen können dabei gekochte Speisen und andere Lebensmittel direkt zu den Menschen nach Hause gebracht werden.

Hierbei ist eine Information des Bundesinstituts für Risikobewertung immens wichtig: „Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg, etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt.“ (www.bfr.bund.de/de/kann_das_neuartige_coronavirus_ueber_lebensmittel_und_gegenstaende_uebertragen_werden_-244062.html)

Der Lieferservice entlastet Menschen, die aufgrund einer Gefährdung ohnehin nicht vor die Tür gehen, und unterstützt diejenigen, die sich an die sinnvolle Forderung „Bleiben Sie Zuhause“ der Behörden halten. Außerdem bedeutet er natürlich eine wertvolle Einnahmequelle für viele nun von der Insolvenz bedrohte Betriebe.

Einige Betriebe des Münsterland-Siegels haben sich für diese alternative Form der Bewirtung entschieden – digital, kontaktlos, lokal. Schon seit dem 14. März – also noch vor der Allgemeinverfügung der Stadt Münster am 18. März – bietet das Restaurant Deckenbrocks Kleiner Kiepenkerl in Münster seine Speisen über die neue Internet-Plattform hungrig.ms an. Bestellt und bezahlt wird online, der Fahrer stellt die Lieferung vor der Haustür ab und wartet mit einem Sicherheitsabstand, bis der Kunde die Speisen entgegengenommen hat.

„Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Aus diesem Grund haben wir mit Gastrokollegen die Plattform www.hungrig.ms gegründet. Während der aktuellen Zeit sind Lieferdienste weiter möglich. Aus diesem Grund können die Münsteraner sich unser Essen direkt nach Hause bestellen. Dies ist ein wichtiger Faktor um momentan überhaupt Mittel zur Verfügung zu haben um unsere Mitarbeiter zu bezahlen“, sagt Moritz Ludorf, Geschäftsführer des Traditionslokals Kleiner Kiepenkerl.

Ebenso sieht es Janny Hebel, Geschäftsführerin der Kochschule Artcuisine aus Münster. Die Schließung trifft sie doppelt hart, denn auch das angeschlossene Keramikatelier musste natürlich alle Kurse und Veranstaltungen absagen.
Nach ein paar Tagen Brainstorming und vielen Telefonaten bietet die Artcuisine nun gemeinsam mit einer Bäckerei und einem Galloway-Hof aus Münster ebenfalls einen Lieferservice an.

Im Kreis Steinfurt setzen Bernadette Göcke und ihr Team von Göckes Haus und Garten in Wettringen seit Dienstag auf dieses Konzept. Die regionalen Produkte aus ihrem Hausladen kombiniert Göcke mit Backwaren einer benachbarten Bäckerei und liefert in einem Umkreis von 10 Kilometern um Wettringen.

„Für uns ist das gerade eine wichtige Alternative, da wir unseren Übernachtungsbetrieb für Touristen schließen mussten“, sagt Bernadette Göcke. Ein Seniorenheim, das freiwillig die Quarantäneregeln einhält, zählt nun zu ihrem neuen Kundenkreis. „Die strengen Auflagen und Maßnahmen sind richtig. Wir müssen jetzt die alten Menschen schützen“, sagt Bernadette Göcke.

Einen Waren-Lieferservice bieten auch die Confiserie Imping (Vreden), Rheines Honiglikör (Rheine), die Fleischereien Puschmann (Horstmar) und Laschke (Heek) an. Denn nicht nur die Restaurants, auch die kleinen, handwerklichen Familienbetriebe stehen vor großen Herausforderungen.

„Der Lieferservice läuft gut an, wie bekommen viele Anrufe. Die Kunden sind verunsichert und fragen, ob wir noch auf haben. Da kann ich beruhigen: Wir machen weiter, so lange es geht!“, sagt Fleischermeister Christoph Laschke, der den Betrieb in dritter Generation führt. Im Geschäft sorgen Klebeband auf dem Boden, Wartebereiche und die breite Theke für genügend Abstand zwischen den Menschen.

Nicht alle Betriebe haben die Kapazitäten, einen Lieferservice anzubieten – doch diejenigen, die ihn umsetzen, wollen mit den neuen Konzepten auch ihren Kollegen Mut machen.

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