Bocholter Sozialträger tauschen sich jetzt regelmäßig aus



Bocholt (PID). Familien und Personen im Alltag und bei besonderen Problemen Hilfe anbieten und unterstützen, wenn es erforderlich ist: Das ist die Aufgabe verschiedener sozialer Dienste in Bocholt. Um die Arbeit untereinander noch besser abzustimmen, Trends, Schwerpunkte, Ansätze und Umgang mit Problemlagen gemeinsam in einer Fachrunde zu diskutieren, dazu haben acht Sozialträger nun beschlossen, sich regelmäßig in Sozialkonferenzen auszutauschen.
Das erste Treffen fand jetzt auf Einladung des städtischen Fachbereichs Soziales im Bocholter Europa-Haus statt. Mit dabei sind die AWO, Caritas, DRK Kreis Borken, Familienbildungsstätte (FABI), Jugendhilfe und soziale Integration (Jusina e.V.), „Leben im Alter“ (L.i.A) sowie die Sozialdienste katholischer Frauen und Männer (SKF bzw. SKM). Die Koordination übernimmt der städtische Fachbereich Soziales, der auch eine Datenbasis liefert.
Im Fokus der ersten Treffens stand das Thema Quartiersentwicklung. Der städtische Fachbereich Soziales informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Arbeit und Ergebnisse, die die Stabsstelle Soziale Planung und Quartiersentwicklung erarbeitet hatte, und stellte diese zur Diskussion.
Dominik Hanning, Leiter des Fachbereichs Soziales, hob die Bedeutung eines „aktiven und präventiven Eingreifens für eine gute soziale Stadtentwicklung vor Ort“ hin. Um das Ziel einer Verbesserung der Lebensqualität in den Bocholter Sozialräumen zu erreichen, „braucht es eine noch bessere Zusammenarbeit und einen sehr engen Dialog mit den beteiligten Trägern.“ Sowohl die Träger als auch der Fachbereich Soziales hätten bereits viel Erfahrung in der Arbeit in den Bocholter Quartieren bzw. vor Ort. Gemäß dem „Prinzip der Sozialraumorientierung“ sollte laut Hanning in allen sozialen Dienstleistungen die Frage gestellt werden, welche Potenziale der Sozialraum zur Lösung von konkreten Problemstellungen biete.
Vertrauen als Basis für Vor Ort-Arbeit
In der Diskussion wurde deutlich, wie wichtig es ist, an die Bürgerinnen und Bürger heranzukommen, die mit üblichen Beteiligungsverfahren nicht erreicht werden. Ein Weg hierzu sei die soziale Arbeit vor Ort, hieß es. Claudia Soggeberg, Leiterin der Caritas, wies darauf hin, dass es „langen Atem und die notwendigen Strukturen braucht, um Vertrauen herzustellen und die Menschen zu aktivieren.“
Der städtische Sozialplaner Richard Förg stellte Ergebnisse der Sozialberichterstattung vor, die zeigen, dass es in Bocholt durchaus räumliche Konzentrationen von sozialen Problemlagen gibt. So leben in manchen Stadtteilen im Vergleich zu anderen vermehrt Menschen, die Sozialleistungen beziehen. Die Möglichkeit, unterschiedliche Sozialdaten kleinräumig betrachten zu können, wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern positiv gesehen. „Mit den Daten können Annahmen, die man bislang zu Gebieten hatte, mit Fakten hinterlegt werden. Das ist sehr gut“, so Angelika Nordmann-Engin vom SKF. Barbara Bollwerk von der AWO stimmte zu: „Wieder ´was gelernt, das Treffen hat sich schon gelohnt.“
Mehr Gesundheitsangebote
Lisa Schoppers-Roes stellte das Projekt „Gesundheit und Arbeitswelt“ vor. Langzeitarbeitslose erhalten Unterstützung, um gesundheitlich fit zu werden mit dem Ziel, wieder in Beschäftigung zu kommen. Der Vortrag stieß auf gute Resonanz. Fachbereichsleiter Hanning hierzu: „Gesundheit ist ein zentrales Thema der Quartiersentwicklung, das bislang manchmal zu kurz kommt. Wir wollen mit Quartiersentwicklung erreichen, dass es vor Ort zu mehr Gesundheitsangeboten für die gesamte Bevölkerung kommt.“
„Kümmerer“, Allrounder und „Lotsen“
Kontrovers diskutiert wurden die Aufgaben und das Rollenverständnis einer aufsuchenden Sozialarbeit, auf deren Stellenwert Lukas Kwiatkowski, Mitarbeiter der Stabsstelle, hinwies. Es brauche hierfür Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die zugleich gute Menschen- und Ortskenntnisse mitbringen, als „Kümmerer“ gefragt sind echte „Allrounder“, meinte Stefanie Mohr vom Verein Jusina. Die wichtigste Aufgabe wurde von den Teilnehmenden in der „Lotsenfunktion“ zu bereits vorhandenen Angeboten und Strukturen gesehen.
Nächste Sozialkonferenz im Januar 2021
Dominik Hanning wies zum Abschluss auf die erforderliche Kontinuität der Ansätze Quartiersentwicklung und Sozialraumorientierung hin. Ein nächste „Sozialkonferenz“ soll schon im Januar 2021 stattfinden. „Klasse, dass die Stadt so etwas angestoßen hat“, sagte Ulrich Störzer von der FABI.

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