Dunkelfeldstudie zeigt: Viele Opfer zeigen Straftaten nicht an



60.000 Bürgerinnen und Bürger in 81 Städten in Nordrhein-Westfalen haben im September 2019 spezielle Post erhalten: Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und das Ministerium des Inneren starteten damit eine großangelegte Dunkelfeldstudie zu Sicherheit und Gewalt im Land NRW. Dabei wurden auch in den Städten Bocholt und Stadtlohn per Zufallsprinzip mehrere Hundert Personen befragt, informiert jetzt die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken und Geschäftsführerin des Runden Tisches „GewAlternativen“, Irmgard Paßerschroer. Mit der anonymen Studie sollte erstmalig in NRW das Thema Gewalt wissenschaftlich fundiert und umfassend abgebildet werden, um daraus mögliche präventive Maßnahmen und psychosoziale Unterstützungsangebote weiterentwickeln zu können. Die Ergebnisse wurden jetzt von Ministerin Ina Scharrenbach und Minister Herbert Reul in einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt.

„Scheinwerfer an: Mit den Ergebnissen der Dunkelfeldstudie ist es der Landesregierung gelungen, die vorher nicht sichtbaren Gewalttaten und Sicherheitsgefühle in der Bevölkerung weiter auszuleuchten und damit ans Licht zu bringen“, sagte Ministerin Scharrenbach. „Mit der Dunkelfeldstudie ergänzen wir das bisher bekannte Bild zur Sicherheitslage, Präventionsarbeit und zum Opferschutz um ein wertvolles Mosaik.“
Ein Ergebnis der Studie ist, dass viele Menschen die Opfer einer Straftat werden, diese Taten nicht anzeigen. Außerdem sind vielen betroffenen Personen die angebotenen Hilfestellen gar nicht bekannt. Nur wenige Gewaltbetroffene nehmen in Folge einer Gewalterfahrung professionelle Hilfe und Unterstützung in Anspruch. Die Studie hat weiterhin ergeben, dass Unsicherheitsgefühle vor allem bei Frauen, insbesondere bei Nacht, auftreten.

„Deshalb ist für das Land eine wichtige Erkenntnis aus den Ergebnissen der Studie, dass es seine Präventionsarbeit weiter ausbauen wird“, erklärt Cordula Mauritz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Stadtlohn. Opfer von Gewalttaten seien noch mehr zu ermutigen, sich an die Polizei zu wenden und Taten anzuzeigen. „Sexuelle Übergriffe sind keine Kavaliersdelikte und nicht die Schuld der Opfer“, ergänzt Astrid Schupp, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt. „Opfer schützen nicht nur sich, sondern auch andere vor weiteren Straftaten, wenn sie die Taten zur Anzeige bringen“, betont die Gleichstellungsbeauftragte. Aus Gewalterfahrungen resultierten nicht selten körperliche und emotionale bzw. psychische Belastungsfolgen.

„Um so wichtiger ist es, die Hilfsangebote für Gewaltopfer bekannt zu machen“, sagt Irmgard Paßerschroer, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken. So habe die Landesregierung jetzt ein Opferschutzportal für gewaltbetroffene Frauen und Männer und deren Angehörige ins Leben gerufen. Dort würden die Hilfe- und Unterstützungsangebote im Land NRW gebündelt und Opfer zielgerichtet informiert. Zudem gebe es seit rund einem halben Jahr ein Männerhilfetelefon. Dieses sei deutschlandweit in dieser Form das einzige und erste Beratungsangebot für gewaltbetroffene Männer. Das Opferschutzportal sei über folgenden Link zugänglich: www.opferschutzportal.nrw/

In diesem Zusammenhang machen die Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Borken auch auf die zentralen Hilfsangebote im Kreis Borken aufmerksam. Unter www.gewalternativen.de sind alle Beratungsstellen und Schutzeinrichtungen, die im Runden Tisch „GewAlternativen“ mitarbeiten, mit den entsprechenden Kontaktdaten aufgelistet. Außerdem stehen auch die Gleichstellungsbeauftragten in den Städten und Gemeinden den Opfern häuslicher und sexualisierter Gewalt als Ansprechpersonen zur Verfügung.
Die komplette Dunkelfeldstudie ist im Netz unter www.mhkbg.nrw./themen/gleichstellung/schutz-unterstuetzung/dunkelfeldstudie-zu-gewalt zu finden.

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