KOMMENTAR: Ewibo-Durchsuchung war nur ein Stich ins Wespennest



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

Schockstarre in der Bocholter Politik. Die Nachricht von den massiven behördlichen Ermittlungen gegen die EWIBO, den Verein Jusina sowie dessen Tochtergesellschaft PSA GmbH und die gestrigen Durchsuchungen in der Firmenzentrale an der Adenauerallee durch die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld hat viele sprachlos gemacht. Andere sind regelrecht blass geworden. Genau dass scheinen die Ankläger mit ihrer Überraschungsaktion bezweckt zu haben. Nachdem sie durch Beschlagnahme von Beweismitteln – bildlich gesprochen – tief ins Wespennest gestochen haben, lassen sie einfach offen, mit welchen Vorwürfen überhaupt gegen welche Personen vorgegangen wird. „Gefährdung von Untersuchungsergebnissen“, heißt es zur Begründung für das Schweigen im Juristendeutsch gegenüber unsere Plattform. Und gerade das sorgt für mächtig Unruhe. Das gilt auch deshalb, weil der die Ermittlungen umfassende Zeitraum nach Informationen von Made in Bocholt deutlich größer sein soll als gedacht. Schon kommen erste Zeugen aus der Deckung und melden sich.

Wie nervös manche geworden sind, zeigte heute ein Blick ins Ratsinformationssystem der Stadt. Zwischenzeitlich war dort die für kommenden Dienstag angesetzte 59. Sitzung des Aufsichtsrates der EWIBO abgesagt worden, um kurz darauf doch wieder in der Terminplanung aufzutauchen.  Dabei gibt es viel zu besprechen. Sollte nämlich die Schwerpunktstaatsanwaltschaft tatsächlich herausfinden, dass im wirtschaftlichen Innenverhältnis zwischen Stadt und Tochtergesellschaft irgendetwas nicht gesetzeskonform war und es zu einer Anklage vor Gericht kommen, könnten womöglich auch ehrenamtliche Aufsichtsräte zur Verantwortung gezogen werden. 

Das wäre vor allem für diejenigen extrem ärgerlich, die gar nicht wussten (oder besser gesagt wissen wollten), was im nur schwer durchschaubaren Geflecht aus Firmen, Sozialvereinen und Tochtergesellschaften so alles geschah. Die Verantwortung der Politik endete ganz gezielt bei der EWIBO. Was in den hauptsächlich von EWIBO-Mitarbeitern und deren Ehefrauen geführten Vereinen Jusina und LIA sowie deren Cash-Cow, der Leiharbeitsfirma PSA GmbH, geschah, wussten indes nur Eingeweihte rund um Berthold Klein-Schmeink. Der war beziehungsweise ist in allen beteiligten Firmen und Vereinen Geschäftsführer oder Vorstand und spätestens seit dem Ausscheiden seines ehemligen Mentors Ludger Triphaus die zentrale Figur.

Durchaus möglich, dass die Ermittlungen noch auf andere Töchter der Stadt ausgeweitet werden und vor allem auf ehemalige Stadtspitzen. Das wäre kurz vor der 800-Jahr-Feier katastrophal für das Image Bocholts. Aber es wäre auch eine Chance. Letzteres gilt vor allem für Bürgermeister Thomas Kerkhoff. Selbst wenn sich herausstellen würde, dass nichts dran ist an den Vorwürfen (und davon muss man zunächst immer ausgehen), kann der neue, unvorbelastete Verwaltungschef aufräumen und den Stall ausmisten. „Wichtig ist mir generell, dass aufgrund der Intensität der Ermittlungen und der einhergehenden richterlich angeordneten Durchsuchungen und Beschlagnahmen bereits jetzt schon offenkundig eine Veranlassung gegeben ist, die gewachsenen Strukturen und Praktiken bei der Aufgabenerfüllung zwischen der Stadt Bocholt und der EWIBO  kritisch zu hinterfragen und in den kommenden Monaten auf den Prüfstand zu stellen“, formulierte es Kerkhoff gestern noch vergleichsweise zurückhaltend. 

Es wird Zeit, dass auch seine Partei Verantwortung zeigt und ihn stärkt. Statt Polizei und Verwaltung  (wie heute geschehen)  aufzufordern, entschieden gegen Falschfahrer in der Fußgängerzone vorzugehen, sollte die CDU öffentlich den Ermittlern und Thomas Kerkhoff entschieden Glück und Erfolg bei ihrer Arbeit wünschen. Das wäre mal ein Zeichen. Bleibt nur zu hoffen, das alles schnell geht. Denn vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der EWIBO und der Vereine ist das alles (eigentlich schon seit Jahren) eine Zumutung.

DOSSIER

Nachfolgend eine Auswahl mit Berichten von Made in Bocholt zu den Verflechtungen innerhalb des Konzerns Stadt

Paukenschlag im HFA: Staatsanwaltschaft sichert mit Durchsuchung der EWIBO-Geschäftsräume Beweise

Der Konzern – Über die massiv wettbewerbsverzerrenden Methoden der Stadt Bocholt

Spitzname „Krake“ – Über die EWIBO und Co.

EWIBO als ultimative Allzweckfirma: Mehr Gefahr als Chance für Bocholt!

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