Laut Studie kein ausreichender Nutzen-Kosten-Wert für Bahnstrecke nach Coesfeld



Eine erste vom NWL beauftragte Machbarkeitsstudie für eine mögliche Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Schienenstrecke von Bocholt über Rhede und Borken nach Coesfeld für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) wurde jetzt abgeschlossen. Demnach gibt es keinen ausreichenden Nutzen-Kosten-Wert, wenn Über- beziehungsweise Unterführungen gebaut werden müssen. Das geht aus einer Pressemitteilung des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe hervor.

Untersucht wurden drei unterschiedliche Planfälle, nämlich die Gesamtstrecke Bocholt – Coesfeld mit einer Durchbindung nach Münster (RB 63), der Teilabschnitt Bocholt – Borken mit einer Durchbindung nach Essen (RE 14) sowie der Teilabschnitt Rhede – Bocholt mit einer Durchbindung nach Düsseldorf (RE 19). Darüber hinaus wurden zusätzlich die Gesamtstrecke mit allen drei Linien und der Teilabschnitt Bocholt – Borken mit den beiden Linien RE 14 und RE 19 untersucht.

Da auf der ehemaligen Trasse keine Gleise mehr liegen, musste der Gutachter auf Basis einer vom NWL eingeholten juristischen Expertise die Annahme treffen, dass alle Kreuzungen mit dem Straßenverkehr niveaufrei, also als Über- oder Unterführungen, zu bauen sind. Dadurch konnte trotz guter erwarteter Fahrgastzahlen in keinem der Planfälle ein volkswirtschaftlicher Nutzen mit einem Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) größer 1 erreicht werden. Dies ist aber Voraussetzung für eine Förderung von Infrastrukturprojekten über die Bedarfs- und Ausbauplanung des Landes NRW.

Für die Gesamtstrecke von Bocholt nach Coesfeld mit Halten in Rhede, Borken, Ramsdorf, Velen und Gescher – und ab Coesfeld weiter nach Münster (RB 63) – wurde ein NKI von 0,86 erreicht. Die Studie ergab für die reaktivierte Strecke 6.800 Fahrgäste im SPNV (pro Werktag) und Investitionskosten von 440 Mio. €. Weitere Planfälle mit kürzeren Streckenführungen zwischen Borken und Coesfeld ergaben noch deutlich geringere Nutzen-Kosten-Werte.

Eine Wiederinbetriebnahme nur zwischen Bocholt und Borken als RE 14 nach Essen ergab bei 4.100 Fahrgästen im SPNV (pro Werktag) und Investitionskosten von 190 Mio. € einen NKI von 0,76. Den besten, aber dennoch nicht ausreichenden NKI von 0,94 erreicht eine Wiederinbetriebnahme des Abschnitts Bocholt – Rhede als Verlängerung der RE 19 aus Düsseldorf. Hier werden 2.300 Fahrgäste im SPNV (pro Werktag) bei Investitionskosten in Höhe von 88 Mio. € erwartet. Die Varianten mit mehreren sich überlagernden Linien haben einen NKI von 0,85 bzw. 0,93 ergeben.

Da in einer Vorstudie ohne die Berücksichtigung des Baus von Über- und Unterführungen auch Werte von über 1 erreichbar schienen, wird der NWL weitere Untersuchungen durchführen. Dabei wird es darum gehen, noch einmal sehr spezifisch zu überprüfen, ob es Kreuzungen gibt, an denen auch der Bau höhengleicher und damit kostengünstigerer beschrankter Bahnübergänge möglich wäre. Fuür die Realisierung müsste das Bundesverkehrsministerium entsprechende Ausnahmen erteilen.

„Wenn die verkehrliche Situation es zulässt, sollte man auch zu einfacheren Lösungen beim Bau von Infrastruktur kommen können“, erläutert Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL. „Es wäre tragisch, wenn wegen überzogener baulicher Vorgaben selbst Strecken mit einer guten Nachfrageprognose nicht reaktiviert werden könnten.“

„Wir unterstützen die Bemühungen des NWL, die Anforderungen an den Bau der Infrastruktur zu hinterfragen. Eine Ausweitung der direkten Bahnverbindungen aus dem Kreisgebiet nach Münster, ins Ruhrgebiet und nach Düsseldorf wäre sicherlich erstrebenswert“, ergänzt Landrat Dr. Kai Zwicker für den Kreis Borken. „Die Politik braucht vollständige Entscheidungsgrundlagen.“

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