„Soundseeing“: Klänge aus der Welt der Textilindustrie



Im Rahmen des Klangkunstfestivals „Soundseeing“ ist jetzt auf dem Kubaai*-Areal an der Industriestraße eine interaktive Klanginstallation von Frauke Eckhardt eröffnet worden. Bis zum 20. Juni wird ihre Arbeit „global drifting“ auf beiden Uferseiten der Bocholter Aa zu erleben sein. Die Installation „lost waves“ in der Weberei des Textilwerks kann aufgrund der zu hohen Inzidenzzahlen in zusammenhang mit der Corona-Pandemie vorerst noch nicht besucht werden. Die Ausstellung eröffneten Bürgermeister Thomas Kerkhoff, die Künstlerin Frauke Eckhardt, Martin Schmidt vom Textilwerk, Kurator Stephan Froleyks von der Musikhochschule Münster, Antje Valentin, Direktorin der Landesmusikakademie und Jule Wanders vom Fachbereich Kultur und Bildung der Stadt Bocholt.
Mehr Hören als Sehen

Bei beiden Installationen, sowohl bei „global drifting“ als auch in der Webere bei den „lost waves“, liegt der Focus auf dem Hören statt auf dem Sehen. Beim „global drifting“ können Besucherinnen und Besucher an den verschiedenen Containern über jeweils zwei Sensoren auf jeder Containerseitenwand interagieren und sogenannte Klanglandschaften abspielen lassen, die die Welt der Textilindustrie in all seinen Facetten widerspiegeln soll – angefangen im Container drei mit „Klangwelten aus dem Arbeits- und Produktionsbreich der Textilindustrie“ über den „Transport“ und den „Lebensraum“. „Viele stellen sich Container ja nur als Transportmittel vor. Mir war es auch wichtig, mit den Klangwelten aus dem Lebensbereich darauf aufmerksam zu machen, dass Container auch ein Raum zum Arbeiten oder – in ganz einfacher Form – Wohnraum z.B. in Form einer Schutzhütte sein können“, betont Künstlerin Frauke Eckhardt.
Sichtachse von einem zum anderen Ufer

Die Container stehen vom Textilwerk aus kommend in einer Sichtachse bis hin zur Weberei auf der anderen Uferseite der Aa.
„Das Auge führt den Menschen in die Welt, das Ohr führt die Welt in den Menschen ein“, zitierte Bürgermeister Thomas Kerkhoff in seiner Eröffnungsansprache den Naturforscher und Philosophen Lorenz Oken und betonte damit auch die Wichtigkeit des Hörsinns. Gerade im Alltag seien die Ohren wichtig für die Kommunikation, aber auch zum Genießen. „Wir als Stadt Bocholt sind stolz, dass wir mit Frauke Eckhardt eine so bedeutende Künstlerin hier in Bocholt erleben dürfen“, sagte Kerkhoff.
Ob die Ausstellung nach dem 20. Juni noch verlängert wird, hängt auch von den Entwicklungen der Pandemie ab. Gerade die Installation „lost waves“, die in der Weberei zurzeit nicht besichtigt werden kann, sollte auch einem breiteren Publikum „live“ vorgestellt werden können. „Wir denken schon über mögliche Verlängerungen nach“, kündigt Martin Schmidt vom Textilmuseum an.

»lost waves« in der Weberei erinnere an die besondere Geschichte der Weber. „Nicht wenige von ihnen erlitten im Verlauf ihres Berufslebens, beginnend mit dem Verlust der hohen Frequenzen, eine ausgeprägte Schwerhörigkeit und damit zunehmende Isolation“, berichtete Schmidt. Die acht-kanalige Komposition bespielt den hölzernen Dachstuhl des Webereisaals mit leisen hohen Klängen abgenutzter Maschinen und Mechaniken.
Klänge passen zum Kubaai

„Die Klänge passen besonders gut zum Kubaai-Gelände“, fand Bürgermeister Kerkhoff. „Als Teil der alten Industriebranche ist es nun ein in der Entstehung befindliches, urbanes Kulturquartier, in dem Menschen arbeiten, wohnen, ihre Freizeit verbringen und somit auch Kultur erleben dürften.
Video als Alternative

Als „Corona“-Alternative ist am vergangenen Wochenende ein Video aufgenommen worden, das die Installation digital festhält und neben der Ansprache von Bürgermeister Thomas Kerkhoff unter anderem auch Gespräche mit der Künstlerin beinhalten soll. Das Video wird ab nächstem Wochenende auf dem YoutTube-Kanal von „Soundseeing“ und auf der Internetseite zu sehen sein.

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