Umweltgift jetzt auch in der IVM – Konzentrationen nur knapp unter der Risikogrenze



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Zweiter Naphtalin-Fund in Bocholt. Auch im Altbau der Israhel-van-Meckenem-Realschule (IvM) ist jetzt das Umweltgift nachgewiesen worden, das in Verdacht steht Krebs zu erregen Die so genannten bicyclischen Kohlenwasserstoffe stammen aus einem teerhaltigen Parkettkleber, der bei nach dem Krieg errichteten Gebäuden bis in die siebziger Jahre hinein verwendet wurde und offenbar erst jetzt ausdünstet. Die an der Münsterstraße nachgewiesenen Konzentrationen liegen nach Auskunft der Stadtverwaltung auf Anfrage von Made in Bocholt bei bis zu 28,1 Mikrogramm pro Quadratmeter Raumluft und damit nur denkbar knapp unter der Risikogrenze von 30 Mikrogramm. Bei deren Erreichen oder Überschreiten empfiehlt das Umweltbundesamt unverzügliches Handeln.

Die Stadt lässt – anders als im ähnlich gelagerten Fall der Melanchthon-Hauptschule – innerhalb der nächsten Wochen sieben Klassen der IVM in einen nahezu fertig gestellten Neubau umziehen. Weitere fünf Klassen werden in Container ausgelagert, die auf dem Schulgelände neu aufgestellt werden. Bis dahin seien die verseuchten Räume „durch einen erhöhten Reinigungsstandard“ wie regelmäßiges feuchtes Wischen und Lüften weiterhin nutzbar, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Eine Sanierung sei sogar erst innerhalb der nächsten ein bis zwar Jahre notwendig, so die Behörde.

Das sehen Experten wie der Bundesvorsitzende der Umweltmediziner, Dr. Frank Bartram, anders. Er geht bei solchen und auch schon weitaus niedrigeren Konzentration von einer „gesundheitlichen Gefährdung für die Kinder“ aus. Das hatte er in einem WDR-Beitrag zum Fall Melanchthonschule erklärt. Bei dieser Schule hatte sich die Verwaltung erst nach anhaltenden, zum Teil massiven Protesten der Eltern und Schüler zu einer Auslagerung entschlossen.

Wie berichtet, hatten die Kinder an der Melanchthonschule über zum Teil anhaltende gesundheitliche Beeinträchtigungen geklagt. Es kam immer wieder zu Atemwegserkrankungen und Hautausschlägen. Mehrfach mussten Schüler mit dem Rettungswagen aus dem Unterricht geholt und ins Krankenhaus gebracht werden. Erst als Monate später die kontaminierten Räume geschlossen und alle Klassen in Container ausgelagert wurden, ließen die gesundheitlichen Beeinträchtigungen schlagartig nach. Verwaltung und Politik hatte die Symptome nicht ernst genommen. Der ehemalige Kämmerer Ludger Triphaus hatte sie öffentlich in einer Ratssitzung als „Befindlichkeiten“ bezeichnet.

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