Verantwortliche einig: Klimawandel zwingt Stadtwerke Bocholt und Rhede zur Fusion

Die vor dem BEW-Gebäude an der Kaiser-Wilhelm-Straße stehende, vor 15 Jahren von Jürgen Ebert geschaffene Bronze-Plastik „Partnerschaft“ (Foto) erhält einer hochaktuellen Bezug. Denn der Klimawandel zwingt die Stadtwerke aus Bocholt und Rhede, sich die Hand zu reichen und zu fusionieren. Wenn nämlich in den nächsten Jahrzehnten der CO₂-Ausstoß drastisch reduziert werden muss, wird es voraussichtlich in und an den Häusern mehr Wärmepumpen und Photovoltaik geben. Leidtragende sind – zumindest aus geschäftlicher Sicht – die Gas- und Stromlieferanten vor Ort. In diesem Punkt waren sich heute die Geschäftsführungen und Aufsichtsräte der Energieversorger aus beiden Nachbarstädten einig.
Die Verantwortlichen legen deshalb ihrem Räten in der kommenden Woche ein 700-seitiges Vertragswerk zur Abstimmung vor, mit dem der Zusammenschluss besiegelt werden soll. „Wir rechnen mit einer klaren Zustimmung“, meinten die Bürgermeister Thomas Kerkhoff (Bocholt) und Jürgen Bernsmann (Rhede) heute im Rahmen einer Pressekonferenz unisono.
Zwei Jahre lang war die Fusion vorbereitet worden. Sie soll die beiden Stadtwerke zusammen schlagkräftiger machen. So können auf Dauer zehn bis zwölf Stellen eingespart werden. „Aber es wir keinen Stellenabbau geben“ versprach der künftige, gemeinsame Geschäftsführer Jürgen Elmer (Bocholt). Stattdessen werden freiwerdende Positionen schrittweise nicht mehr neu besetzt.
Zudem können Aufgaben besser verteilt werden. Spezialisten für die zunehmenden gesetzlichen Regeln und die Bürokratie zum Beispiel, die die Stadtwerke einzeln zunehmend schwer belasten, können künftig ohne großen Mehraufwand für das gemeinsame Unternehmen tätig sein. Und schließlich verbessert ein Zusammenschluss die Investitionspotenziale, Schon nach zwei Jahren, so hat ein Berater ausgerechnet, würden die Synergieeffekte die nicht unerheblichen Kosten der Fusion übersteigen.
Offen ist noch, wie die Stadtwerke Bocholt/Rhede, so der bisherige Arbeitstitel, einmal heißen werden. Auf Dauer sei es für das Zusammenwachsen sinnvoll, das Gemeinsame hervorzuheben als das Trennende zu unterstreichen, meinte der Rheder Aufsichtsratsvorsitzende Simon Böing. Außerdem ermöglicht ein neutraler Name möglicherweise künftig auch anderen Kommunen mit einzusteigen, hieß es weiter.
Fragt sich nur, ob auch die Kunden mitspielen, die bislang bereit waren, zum Teil höhere Preise in Kauf zu nehmen, um ein lokalen Versorger in ihrer Stadt zu haben und zu halten. In dieser Hinsicht werde sich nicht ändern, waren sich die Geschäftsführungen und Aufsichtsräte einig. Beide Stadtwerke werden künftig gemeinsam dauerhaft verlustreiche Töchter wie die Bäder und in Bocholt zusätzlich den öffentlichen Personennahverkehr mitfinanzieren. Auch beim Sponsoring lokaler Vereine und Gruppierungen wollen sie aktiv bleiben.