Vergleichsuntersuchung: Nur Gesamtnote 3 für die Bocholter City



Innenstadtbesucher bewerten Bocholter City mit "durchschnittlich"

Bocholt.Neben Flächenmanagement 2.0, Digitalisierung und Beteiligung an der Erarbeitung des Einzelhandelskonzeptes für die Bocholter Innenstadt, hat Stadtmarketing Bocholt ebenfalls im Jahr 2018 an einer bundesweiten Vergleichsuntersuchung des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln als lokaler Partner teilgenommen. Mit dem Projekt wird wie in den beiden Malen vorher der Frage nach der Rolle der Innenstädte auf den Grund gegangen. Dieses Mal mit der Fragestellung: Was sind die Erfolgsfaktoren für zeitgemäße attraktive Innenstädte vor dem Hintergrund von Urbanisierung, Digitalisierung und Strukturwandel? Partner der Untersuchung sind die Bundesvereinigung City- und Stadt­marketing Deutschland e.V. (bcsd), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) und der Handelsverband Deutschland (HDE).

Zur Erinnerung: 2016 hatte das Bocholter Stadtmarketing in einer Stellungnahme zum Integrierten Handlungskonzept diverse Massnahmen im konzeptiollen und kommunikativen Bereich für die Bocholter Innenstadt angeregt – u.a. Befragungen, Zählungen, Evaluationen. Die Untersuchung, die im September 2018 in der Bocholter Innenstadt durchgeführt wurde, passte gut in die Citymanagement-Konzeption, so dass Stadtmarketing Bocholt sich wieder zu einer Teilnahme entschlossen hat.  

Mit 116 beteiligten Städten konnte das IFH ein gutes Bild zur Situation der deutschen Innenstadt aus Besuchersicht zeichnen. Unterteilt nach Stadtgrößen (Einwohnerzahl) haben sich in der Größenklasse von 50.000 bis 100.000 Einwohnern insgesamt 30 Städte beteiligt. Bocholt gehört auch dazu, aus der Region Münsterland war Ibbenbüren dabei. Die Klassenbeste in der Bocholter Ortsgrößenklasse ist Stralsund. Bei der Befragung wurde die Analyse der Besucherstruktur, der Wünsche und Anforderungen der Innenstadtbesucher, des Einkaufsverhaltens und der zukünftigen Perspektiven untersucht.

Die Datenerhebung erfolgte an zwei ausgewählten Tagen (Donnerstag und Samstag) im September 2018 anhand eines ein­heitlichen Fragebogens. Ziel ist es u.a., den Partnern in Handel und Verwaltung Infor­mationen über die Positionierung ihrer Stadt aus Sicht der Besucher als Planungs­grundlage für standortspezifische Maßnahmen liefern zu können. Die Untersuchung liefert sowohl allgemeine Ergebnisse zur Attraktivität von Innenstädte und die Ansprüche der Inennstadtbesucher an die Stadtzentren der Zukunft als auch spezifische Erkennt­nisse zu einzelnen deutschen Städten aller Größen und Regionen. 

In Bocholt wurden am 27.9. und am 29.9. durch Stadtmarketing Bocholt etwa 600 Innenstadtbesucher befragt, bundesweit wurden 59.000 Interviews durchgeführt.

Vorwegzunehmen ist, dass Convenience und Erlebnisfaktoren Ansatzpunkte für Städte bieten, denn die Untersuchung zeigt: Städte, die bei den Einzelfaktoren Ambiente und Einzelhandelsangebot nicht punkten können, verlieren auch maßgeblich an Gesamtattraktivität. Auf das Gesamtbild einer Stadt zahlen vor allem Convenience und Erlebnis ein – Events sind gerade für kleinere Städte ein Heble zur Erhöhung der Besuchsfrequenz.

Ergebnisse für Bocholt

Wie sieht es in Bocholt aus? Wie bewerten die Innenstadtbesucher die Bocholter City? Liegt Bocholt im Mittel der Ortsgrößenklasse oder sind Abweichungen erkennbar?

Vorweg zu nehmen ist, dass auch in Bocholt die Gesamtbewertung der Innenstadt­attraktivität so wie im Durchschnitt aller teilnehmenden Städte (2,6) und wie 2016 bei 3 plus (2,7) liegt. Eine 3 plus ist keine zufriedenstellende Note, um dem Wandel zu begegnen und für die Innenstadtbesucher weiterhin attraktiv zu sein / zu bleiben, sollten die Städte ein Ergebnis im Zweierbereich anstreben.

Das Besucherprofil, das sich aufgrund der häufigsten Nennungen zeichnen lässt, ist auch 2018 interessant und unterscheidet sich wiederum von dem Besucherprofil 2016. An einem Donnerstag kommt im Durchschnitt der Befragten eine weibliche, 47jährige (2016: 41jährige) Bocholterin mit dem Fahrrad in die Innenstadt. Sie besucht diese wöchentlich und vor allem für das Einkaufen, den Behördengang / Arztbesuch / die Arbeit und den Gastronomiebesuch. Sie gibt der Bocholter Innenstadt eine Gesamtnote von 2,7 (2016: 2,5) und kauft überhaupt nicht online ein. Am Samstag ist die weibliche Besucherin jünger (43,5 Jahre alt), kommt überwiegend mit dem PKW / Motorrad und aus Bocholt und gibt als TOP Anlass für den Aufenthalt das Einkaufen und die Gastronomie an. Sie kauft zwar online ein, aber besucht die Innenstadt zum Einkauf unverändert häufig. Das Einzugsgebiet Bocholts ist ähnlich wie in 2016, allerdings hat es sich weiter in Richtung Westen und Süden verlagert, d.h. die Bereiche des Münsterlandes, die östlich von Borken, Raesfeld und Südlohn sowie Vreden liegen kommen an den beiden Befragungstagen nicht mehr ganz so häufig vor. Stärker vertreten sind Besucher aus Voerde, Hünxe, Emmerich, Kleve, Goch – im Vergleich zu 2016. Die meisten Besucher kommen jedoch nach wie vor aus Rees, Hamminkeln, Rhede, Borken und Isselburg. Besonders bemerkenswert ist, dass sowohl am Donnerstag, als auch am Samstag ein relativ niedriger Prozentsatz der Besucher aus den Niederlanden stammt. Dieses ist vermutlich auf den am Sonntag darauf stattfindenden Verkaufsoffenen Sonntag Bokeltsen Treff (30.9.) mit vielen niederländischen Besuchern zurückzuführen.

Die Verkehrsmittelwahl ragt im Vergleich zur Ortsgrößenklasse deutlich heraus, denn an beiden Tagen nehmen durchschnittlich 34,8 % das Fahrrad, um die Innenstadt zu besuchen. 13,6 % sind es im Ortsgrößendurchschnitt, 12,6 % sind es bundesweit! Dies unterstreicht sehr deutlich, dass Bocholt eine Fahrradstadt ist.

Die Gesamtattraktivität der Innenstadt wird von den Befragten 2018 mit einer 3 bewertet – 2016 lag diese Bewertung noch zwischen 1 und 2. Das Einzelhandelsangebot kommt allerdings wie schon 2016 nur mit einer 3 davon. 

Hinsichtlich des Ein­kaufsverhaltenssuchen die Besucher nur 1 bis 2 Geschäfte in Bocholt bei der Befra­gung auf. Das entspricht den anderen Städten aus der Ortsgrößenklasse. Die Aufent­haltsdauer ist vergleichsweise kürzer und entspricht einer kurzen Zeitspanne bis zu zwei Stunden. Die Besuchshäufigkeit ist häufiger, die meisten Besucher kommen täglich oder wöchentlich in die Bocholter City. 

Der Gesamteindruck der Innenstadt in Bezug auf die Gesamt­attraktivität wird mit einer 3 bewertet – auch hier lag 2016 die Bewertung besser, zwischen 1 und 2. Verbessert haben sich die Bewertungen bei der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem PKW / Motorrad. Auch die Bewertung des Gastronomieangebotes hat sich verbessert. 

Der Gesamteindruck der Innenstadt in Be­zug auf das Allgemeine Ambienteschneidet ebenfalls mit einer Benotung zwischen 1 und 2 so gut wie 2016 ab. Allerdings liegen die Einzelbewertungen hinsichtlich Gebäuden, Fassaden, We­gen, Plätzen, Sehenswürdigkeiten, Lebendigkeit nur bei einer durchschnittlichen 3. Gut werden Sauberkeit und Sicherheit in der Stadt bewertet. 

Das Einzelhandelsangebot wird insgesamt nur mit einer 3 bewertet wie schon 2016, schlechter als vor zwei Jahren werden hier Bekleidung und Schuhe / Lederwaren bewertet. Hervorzuheben ist, dass das Lebensmittelangebot in der City besser als 2016 nämlich mit einer 3 bewertet wird. In 2016 lag die Bewertung hier noch zwischen 4 und 6.

Der Gesamteindruck der Innenstadt in Bezug auf das gastronomische Angebotwird mit einer Note von 1-2 bewertet, hier vor allem dann Cafés / Eisdielen / Coffeeshops. Verbesserungswürdig sind alle anderen Bereich, z.B. Restaurants / Systemgastronomie, Biergarten, Fas Food und Gastronomie im Handel (hier wird nur eine Note von 4-6 vergeben).

Wie im Jahr 2016 verbinden ca. 77 % der Innenstadtbesucher im Durchschnitt der beiden Befragungstage einen Einkauf mit dem Besuch der Gastronomie. Das ist sehr positiv zu sehen und zeigt auch, dass „nur“ Einkaufen nicht mehr der Beweggrund für den Innenstadtbesuch ist. Es muss mehr passieren, wenn der Besucher die City einer Stadt besucht. Leider bescheinigen die Bocholter Innenstadtbesucher nur zu 39,2 % der Innenstadt einen hohen Erlebnis-/Unterhaltungswert, was viel zu wenig ist im Vergleich mit dem Ortsgrößendurchschnitt. Hier liegt die positive Bewertung bei 55,6 %. 

Neben diesen „normalen“ Bewertungen durch die Innenstadtbesucher wurde bei der Untersuchung auch ein Augenmerk auf die Online-Affinität der Innenstadt­besucher gelegt. Hier gibt es wenige, die sehr online-affin sind, wichtig erscheint, dass die Information über das Innenstadtangebot online abrufbar ist und man gleichermaßen prüfen kann, ob die Waren in den Geschäften vorrätig / verfügbar sind. Das entspricht einer Haltung, die auf Komfort setzt und unnötige Wege in die Stadt vermeiden möchte. 

Fazit 

Das Fazit aus Bocholter Sicht: Ähnlich wie im Jahr 2016 bewerten die Innenstadtbesucher die Bocholter Innenstadt mit einer 3+ und verhalten sich in vielen Bereichen wie der Durchschnitt der Besucher aller Städte in gleicher Ortsgröße. Aus Stadtmarketing-Sicht bestätigt sich, dass trotz vieler schon in den letzten Jahren durchgeführter City­management – Projekte und hier insbesondere der Konzeption und ersten Umsetzung des Flächenmanagements 2.0 die Notwendigkeit des Handelns für die Bocholter Innenstadt besonders im Fokus aller Bemühungen stehen soll. Auch hier sind Erlebnisfaktoren und Convenience die ersten Ansatzpunkte.

Auszüge der Untersuchungsunterlagen finden sie hier zum Download

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