Vom Talent zum Star: Rhede freut sich mit “Nationalliebling“ Robin Gosens



Nationalspieler Robin Gosens als Jugendspieler beim VfL Rhede. Fotos sport eleven

Von LAURIN BÜDDING

Spätestens seit Samstag ist er in aller Munde. Deutschlands linker Verteidiger Robin Gosens spielte sich beim 4:2 gegen Portugal in die Herzen seiner Landsleute. In Rhede sind die Menschen besonders stolz. Denn hier begann – nach einer durchzechten Nacht, wie er selbst zugibt – die steile Karriere des gebürtigen Emmerichers und jetzigen Profis von Atalanta Bergamo. Und plötzlich kommen jede Menge erstaunliche Anekdoten ans Licht. “Irgendwie war Robin immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort”, meint Reinhold Heidemann, langjähriger Wegbegleiter des Fußballers.


Der Weg zum Profi war weit und außergewöhnlich. Noch in der U19 spielte Robin Gosens, der nach zwei Jahren in der Jugend des 1. FC Bocholt nach Rhede wechselte,  beim VfL. Bei einem Spiel gegen Kleve mit der U19-Mannschaft wurde von einem Scout der Vitesse Arnheim entdeckt. Dieser Tag sollte sein Leben nachhaltig verändern. 


Wie er dem Fußballmagazin “11 Freunde” berichtet, hatte Gosens sich zu diesem Zeitpunkt schon von seinem Traum verabschiedet. Das spiegelte sich auch in seinem Verhalten und seiner Ernährung wieder. Der Teenager verhielt sich völlig unprofessionell. Am Abend vor den Spielen zog er mit seinen Kollegen des Öfteren in das “Blues” in Rhede los. Der Barbesitzer und Teammanager der ersten Mannschaft in Rhede, Andre Knoch, bestätigte das. Er kannte Gosens sowohl vom Fußballplatz als auch von den Abenden an seiner Theke.


Reinhold Heidemann bezeichnet Gosens als “im 94er-Jahrgang einer der talentiertesten Spieler am Niederrhein”. Seine Spielweise beschreibt er so: “klein, quirlig, drahtig, schnell und ein genialer Freistoßschütze – eigentlich alles, was man von ihm jetzt nicht mehr sieht.” Damals war der Nationalspieler noch im Mittelfeld zuhause. In dieser Zeit wurde er auch zum Probetraining beim FC Schalke 04 und Borussia Dortmund empfohlen. Schalke lehnte sofort ab, und beim BVB fiel er direkt nach dem ersten Training durch. Somit gelang ihm nie der Schritt in ein Nachwuchsleistungszentrum. Gut so, wie heute viele Fußballexperten sagen.


Am Saisonende 2012 zog es Gosens nach besagtem Spiel in Kleve in die Jugend von Vitesse Arnheim. “In Holland hat er einen sensationellen Schritt gemacht”, schildert Heidemann. Nach drei Stationen in der Niederlande wechselte der Emmericher schlussendlich für 1,17 Millionen Euro zu Atalanta Bergamo.  Mittlerweile spielt er mit dem Verein in der Champions League, und sein Marktwert wird von transfermarkt.de auf 35 Millionen Euro geschätzt. “Mit dieser Entwicklung konnte man auch nicht rechnen”, kommentiert Heidemann und ergänzt, “aber jeder freut sich für den Jungen”. Das gleiche meint auch Andre Knoch: “Man weiß ja, dass er ein gescheiter Junge ist.”

Von Gosens Lehrjahre als Fußballer könnten übrigens nun noch mal seine ehemaligen Vereine ordentlich profitieren. Bei einem zurzeit viel diskutieren Transfer des Nationalspielers zu einem der ganz großen Klubs in Europa sieht die UEFA eine Ausbildungsentschädigung vor. Bei einer Ablösesumme von 35 Millionen Euro würde der 1. FC Bocholt davon 175.000 Euro und der VfL Rhede voraussichtlich 525.000 Euro bekommen. Für Andre Knoch ein “warmer Geldregen”, den der Verein gut gebrauchen könnte.

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