Von Bocholt nach Berlin: CDU-Vize Behrendt legt Ratsmandat nieder



Bocholt verliert sein momentan wohl größtes Polit-Talent. Denn Lukas Behrendt zieht es endgültig von der Aa an die Spree. Der 27-jährige stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU und langjährige Chef der Jungen Union wird in Berlin Politischer Referent und damit Lobbyist beim Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Sein Ratsmandat gibt er zurück. Das wird sein persönlicher Stellvertreter, der erst 20-jährige Finn Hölter, übernehmen. 

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Unter anderem mit PPP (Pizza, Party und Pils) hat er innerhalb von nur zehn Jahren die Junge Union zur größten Teilorganisation innerhalb der Bocholter CDU gemacht. „Politik muss nun mal auch Spaß machen“, lautet die Devise von Lukas Behrendt. Und er weiß, wovon er spricht.  Seit acht Jahren ist der Bocholter bereits in der Stadtverordnetenversammlung tätig. Diese lange Zeit war nach eigenen Angaben auch notwendig, um Ziele durchsetzen zu können. Denn: „Gute Ideen zu haben, reicht leider nicht aus. Man muss auch das Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen mitbringen und die sprichwörtlich dicke Bretter bohren können, um zum Ziel zu kommen.“

Als Beispiel nennt Behrendt das Mobilitätskonzept für Bocholt. „Das ist mal ganz klein angefangen, inzwischen aber meines Erachten das Zukunftsthema schlechthin“, erklärt  der 27-Jährige im Videocall aus seiner neue Charlottenburger Wohnung mit Made in Bocholt. Und er ist nach eigenen Angaben stolz, daran mitgewirkt zu haben.

Der Wechsel auf die große Bühne der  Politik kommt nicht überraschend.: Für einen Historiker gibt es in einer Stadt wie Bocholt nun mal auf lange Sicht nur begrenzt lukrative Jobangebote. Lukas Behrendt ist zudem Stratege genug, um seine Karriere langfristig zu planen. Und nicht nur die eigene. Das haben die vergangenen Wahlkämpfe bewiesen. Am Erfolg von Thomas Kerkhoff war der 27-Jährige denn auch als Wahlkampfleiter maßgeblich beteiligt.

Dass er nun in Berlin die Seiten wechselt, Lobbyist wird und damit eine in der öffentlichen Meinung nicht gerade angesehene Position übernimmt, ficht Lukas Behrendt nicht an  „Der Bundesverband  Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen hat das Ziel, dass in Deutschland möglichst viele Wohnungen gebaut werden. Und das ist ja grundsätzlich erst einmal eine gute Sache“, meint das Unionsmitglied selbstbewusst.

Als Politischer Referent muss der Bocholter dabei nicht nur Kontakt zu Ausschüssen und Gremien des Bundestags halten, sondern auch zu Mitgliedsunternehmen und damit zu vielen Kommunen. Hier kommt ihm die Ratserfahrung in seiner Heimatstadt zu Gute. Behrendt weiß, wie  Verwaltungen „ticken“, wie Meinungsfindungen erfolgen und Mehrheiten zustande kommen. Er kennt die Abläufe und Hürden.

Und Lukas Behrendt weiß, wie belastend ein Mandat sein kann. Dass dabei auch mal etwas schiefgehen könne, habe der aktuelle EWIBO-Skandal gezeigt, gibt er auf Nachfrage zu. „Man muss aber einfach auch mal sehen, dass Ratsmitglieder oder auch sachkundige Bürger bei uns ausschließlich ehrenamtllch arbeiten. Da hat man neben dem Beruf gar nicht die Zeit, sich in alles einzulesen oder ausreichend zu kontrollieren. Man ist auf einen gute Arbeit der Verwaltung angewiesen und muss sich darauf verlassen können“, so Behrendt. 

Ein Grund mehr für den Historiker, eine  Stärkung des Mandats zu fordern.„Es sollte mal über eine Reform der Kommunalpolitik nachgedacht werden. Entweder man gibt den Ratsmitgliedern mehr Zeit oder man stellt ihnen Vollzeitmitarbeiter zur Seite, die für sie recherchieren oder Beschlüsse vorbereiten können“, meint er.

Selbst wird er es – zumindest als Kommunalpolitiker in Bocholt – nicht mehr erleben. Es sei denn, Behrendt kommt irgendwann zurück in die Heimat. „Ihm stehen alle Türen offen“, meint sein langjähriger Weggefährte, CDU-Chef Lukas Kwiatkowski, dazu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert