Vor 120 Jahren: Eröffnung der Gaststätte „Kaisergarten“



Bocholt (PID). Bis Ende 1970 stand an der Ecke Werther Straße/Kampstraße ein Wohn- und Geschäftshaus, in dem im November 1898 das „Restaurant Kaisergarten“ eröffnet wurde. Der Name steht für den Zeitgeist im damaligen Kaiserreich, in dem vielfach alles Großartige, Vornehme und Exklusive auf die Monarchie bezogen wurde. Das Foto zeigt den „Kaisergarten“ in einer Aufnahme von 1963. Daran erinnert jetzt das Foto des Monats vom Stadtarchiv Bocholt.
Mit Wirt Franz Oehmen fing es an
Erbauer des Hauses war der Wirt Franz Oehmen (1854-1934). Er hatte das 1868 von seinem Vater Heinrich Christian Oehmen (1811-1887) gegründete Gasthaus „Maienthal“ an der Chaussee nach Werth bewirtschaftet, das er nach der Eröffnung des schräg gegenüber liegenden „Kaisergartens“ an den Wirt Ignatz Hötger verkaufte.
Neben der Gaststätte betrieb Franz Oehmen in seinem Neubau auch ein Kolonialwarengeschäft. Wer in den Sommermonaten einen Sonn- oder Feiertagsausflug unternahm, kehrte u. a. im „Kaisergarten“ ein, der aus damaliger Sicht weit außerhalb der Stadt im Grünen lag. Franz Oehmen richtete sein Geschäft auf das Komfortabelste ein und legte im Garten große Kinderspielplätze und einen Lawn-Tennisplatz nach englischem Vorbild an.
Tierpark mit Rehen und Affen
Im Juli 1910 übergab er die Wirtschaft an Karl Schröers (1885-1974), der ein Jahr später eine Oehmen-Tochter heiratete. Unter seiner Leitung entwickelte sich der „Kaisergarten“ zum größten Bocholter Lokal mit Hotelbetrieb. 1926 wurde im hinteren Bereich ein überdachter Saalanbau errichtet, 1934 kam eine Musikhalle hinzu. Als weitere Attraktion stattete Schröers seine Gaststätte um 1928 mit einem kleinen Zoo aus und warb bis ca. 1935 für seinen „Tierpark Kaisergarten“, in dem u. a. Rehe, verschiedene Vögel und kleinere Affenarten gehalten wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete der Wirt den Garten des Hauses neu und legte darin eine parkähnliche Landschaft mit Schwimmbad und Liegewiese an.
Nach Abbruch werden Mehrstockhäuser errichtet
Aus Altersgründen gab Karl Schröers nach 47 Jahren den „Kaisergarten“ auf und verpachtete ihn anschließend an verschiedene Wirte. Unter seinen Nachfolgern wurde das inzwischen in die Jahre gekommene Haus Ende Dezember 1970 abgebrochen. Auf dem Grundstück errichtete man sodann drei mehrstöckige moderne Hochhäuser. Der östliche Wohnblock erhielt im Erdgeschoss wieder eine Gaststätte mit gutbürgerlicher Küche und einem Saal für 100 Personen. Darin wurde der „Kaisergarten“ am 23. Dezember 1970 wiedereröffnet.

  1. Nadine Schrörs says:

    Habe euren Bericht übern Kaisergarten gelesen. Der Wirt Karl Schrörs , mein Urgroßvater wird Schrörs geschrieben ohne e.
    Danke für die Korrektur!

    Viele Grüße

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