Wahnsinn in 17 Metern Höhe: Stehende Ovationen der Bocholter für Flic Flac



Von VEIT DANGE

Klatschnasse Hände, trockene Münder, Atemaussetzer. Kurzum: die beiden ersten Vorstellungen am Samstag boten Emotion pur! Zum einen sicherlich, weil die Bocholter nach elf Jahren Abstinenz endlich „ihren“ Zirkus wieder zu Hause bestaunen konnten. Vor allem aber war es die neue Show mit dem alles andere als bescheidenen Titel „Best of Flic Flac“. Wer die letztjährige Erfolgstour „Höchststrafe“ etwa in Wesel gesehen hat, wird den einen oder anderen „Act“ wiedererkannt haben, wie etwa dem Globe of Speed oder den Mad Flying Bikers. Kein Wunder – denn natürlich gehören die völlig wahnsinnigen Motorradjungs, die auf ihren Maschinen entweder durch das Zirkuszelt fliegen oder sich zu acht in der Stahlkugel tummeln, zu den absoluten Topacts aus 27 Jahren Flic Flac-Geschichte. „Wir wollten einfach das Weltklasse-Niveau unserer vergangenen Tour noch einmal toppen“, so sagte uns Flic-Flac-Sprecher Olli Hoffmüller heute auf der Premiere. „Und das geht nur, wenn man unsere 14 beliebtesten Acts in ein Show packt. Solch eine Dichte an Weltklasse-Artistik und Akrobatik ist einmalig.“
Wahnsinn in 17 Metern Höhe
Fehlen darf beim „Best of…“ darum auch nicht das Todesrad, mit dem Zirkusgründer Benno Kastein einst selber Aufsehen in der Zirkuswelt erregte. Wenngleich sich der gebürtige Bocholter selber nicht in seiner Heimatstadt blicken ließ (Der Stachel des Plakatsstreits mit Stadt sitzt wohl immer noch tief), so sorgen seine Erben beim Publikum ebenfalls für stockendem Atem. Genauso wie die anderen Artisten, die in knapp 17 Metern Höhe ihr Leben an einen seiden Faden hängen – aber nur sprichwörtlich, denn gesichert ist keiner der Todesmutigen. Wohl kaum einer der jeweils knapp 1500 Gäste der beiden ersten Vorstellungen, der nicht damit rechnete, jeden Moment Augenzeuge eines Unglücks zu werden. Selbst auf dem Stahlseil, auf dem sich zwischenzeitlich sieben Mann zur Pyramide türmten oder am Trapez mit dem Mexikaner Alain Alegria. Zwar heißt dessen Nachname übersetzt „Freude“, allerdings hatten seine Sperenzchen unter der Zirkuskuppel doch eher etwas von Lebensmüdigkeit. Ganz anders die Künstlerduos Tukeev oder Jenny und Daniil, deren außergewöhnlichen Akrobatikeinlagen echte Romantik und Lebensfreude versprühen.
Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Wohl aber, dass bis zum nächsten Sonntag täglich zwei Vorstellungen angesetzt sind. „Das bieten wir nur in Bocholt an“, so Olli Hoffmüller. „Einfach auch, weil der Zirkus endlich wieder in seinem Geburtsort ist. Darum freuen wir uns, dass die Nachfrage nach den Karten enorm hoch ist und wir hier so überaus freundlich empfangen werden.“
Karten nicht nur bei Bocholtern begehrt
Tja, die Bocholter lieben „ihre“ Artisten – und umgekehrt. Beide Seiten erinnern sich gerne an herzliche Begegnungen außerhalb des Zirkuszelts in der Vergangenheit.
Wer dem Flic Flac-Team aber auch bei ihrer Arbeit zusehen möchte, hat die besten Chancen für die Vorstellungen in der Woche. Am Wochenende gibt es nur noch wenige Karten für vereinzelte Plätze.
Bleibt nur die Frage, wie Flic Flac diese Tour noch toppen will? Vielleicht ja mit einem Zirkusdirektor, der über seinen Schatten springt und wieder seine Heimat besucht. Diese Nachricht würde wohl für mehr Aufmerksamkeit sorgen als tausend Werbeplakate.

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