Warum immer alles kaputt geht



Bocholt (PID/JUNGE UNI). „Das war ein saugutes Publikum, so interessiert, so aufmerksam und so begeistert: Und das bei den Temperaturen“, sagte am 26. Juni 2019 Prof. Dr. Claus Matthek (Karlsruher Insitut für Technologie, KIT) bei seinem Vortrag „Warum alles kaputt geht – Die Körpersprache der Bauteile“ im Rahmen des Hochschulinformationstages an der Westfälischen Hochschule. Die Junge Uni in Bocholt und das Westfälische Institut für Bionik hatten eingeladen.

Der Audimax war fast komplett voll und alle waren unisono von Mattheck begeistert. Er berichtete von Schubvierecken, Zugdreiecken, Kraftkegeln und den „vergessenen“ Wirbeln. Prof. Dr. Tobias Seidl vom Westfälischen Institut für Bionik an der Westfälischen Hochschule in Bocholt, der Mattheck gemeinsam mit Isabel Testroet von der Jungen Uni in Bocholt und der Otto Spaleck Stiftung im Rahmen des Hochschulinformationsnachmittags nach Bocholt eingeladen hatte, betonte, dass die Stiftung Innovationen fördern wolle: „Prof. Dr. Claus Mattheck kommt aus dem Bereich der Kernkraftwerke und Schweißnähte zu den Bäumen. Er kann genau beurteilen, warum alles kaputt geht“, so Seidl. Unter anderem habe Mattheck den Deutschen Umweltpreis bekommen.
Konstruieren nach der Natur
Mattheck ist ein Verfechter der Bauteiloptimierung, des Konstruierens nach der Natur. „Ich werde Ihnen und Euch heute von Schubvierecken, Zugdreiecken und Kegeln erzählen, einfach gesagt, Schadenskunde für Jedermann“, so Mattheck. Bei den so genannten Schubvierecken („Druckversagen ist Schubversagen“) entwickeln sich Risse immer senkrecht zur Zugrichtung. Das „Böse unter der Sonne“ seien bei den verschiedensten Werkstücken die „Kerben“. „Wir sind von Kerben umgeben, ob in der Gürtelschnalle, am Schlüssel oder bei der Tretkurbel am Fahrrad“, berichtet Mattheck. Die Steigerung sei die „Doppelkerbe“. Als Beispiel zeigte er einen Gehstock, der ausgerechnet am Punkt der größten Belastung gleich mehrere Kerben hatte.
Siegen durch Nachgeben
Beispiele für Zugdreiecke gibt es in der Natur jede Menge. Angefangen vom Stamm eines Baumes oder dem Horn einer Gams bis hin zum Liebling Matthecks, dem Bachkiesel. „In der Natur ist es so, dass dort was weggenommen wird, wo es zuviel ist, und hinzugefügt wird, wo es nötig ist“, erläuterte Mattheck. Beim Bachkiesel seien gleich vier Zugdreiecke zu bewundern. Dort – im Wasser – spiele dann auch die Strömungsmechanik eine große Rolle.
Kinder gehören in die Natur
In seinem Buch „Die Körpersprache der Bauteile“ erläutert Mattheck die Formfindung in der Natur. „Lest das, das ist wie eine Karriereleiter! Kinder, die in die Natur gehen, haben einen gesunden Menschenverstand. Kinder müssen in die Natur“, fordert Mattheck.
Junge Uni freut sich
Isabel Testroet, Leiterin der Jungen Uni, bekommt von Mattheck, dem das Konzept der Jungen Uni in Bocholt super gefällt, eine ganze Auswahl der Bücher, die er geschrieben hat. Von „Der Stock, Dein Freund und Dein Schutz“ über die „Mechanik der Schleuder“ bis hin zu „Stupsi erklärt den Baum“ kann Testroet die Bücher den Studentinnen und Studenten der Jungen Uni in Bocholt zur Verfügung stellen. „Und wir werden sicherlich in die Natur gehen und uns in den Kursen von der Körpersprache der Bäume überzeugen lassen“, kündigt Testroet an.

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