„Weißes Gold“ lockt Touristen an den Niederrhein

WALBECK. Was passt besser zum Niederrhein als das „weiße Gold“, das bei so vielen beliebt ist? Der Spargel hat wieder Saison, er sorgt für ordentlich Kreativität in der Küche und Touristen im Kreis Kleve. Zum Start der Saison, die noch bis einschließlich Juni geht, haben sich Spargelbauern verschiedener Höfe und die Wirtschaftsförderung des Kreises Kleve (Wfg) zu einem Gespräch zusammengesetzt. Wie sieht die Saison für die Menschen aus, die für den Spargel auf deutschen Tellern verantwortlich sind? Und wie wetterabhängig ist der Ertrag?

Regen, Regen, Regen, das war ein großes Thema in diesem Frühjahr. Dirk Janßen vom Spargelhof Janßen in Walbeck betreibt den Hof seiner Familie bereits in dritter Generation und zählt etwa 18 Hektar Fläche zu seinen eigenen. Über das Wetterproblem berichtet er: „Wir hatten sehr mit der Nässe zu kämpfen. Normalerweise legt man die – für den Spargelanbau typische – Folie ab Mitte-Februar über den Feldern aus. In diesem Jahr war das erst verspätet ab Anfang-März möglich.“ Auch andere Wetterphänomene wie Sturm seien tückisch. „Ein Tornado hat die Folien von etwa drei Hektar unserer Fläche gerissen. Es hat sechs Stunden gedauert das wieder zu beheben. Zerstört wurde dadurch jedoch zum Glück nichts.“ Dennoch hätte der Regen auch etwas Gutes gehabt: „Ich weiß nicht, wie es den anderen auf ihren Höfen geht, aber unser Spargel ist in diesem Jahr viel dicker. Es sieht mit der Qualität ganz anders aus als im letzten Jahr.“

Winfried Derksen vom Spargelhof Derksen in Emmerich-Elten erklärt sich das so: „Wir glauben, dass der Spargel durch die jahrelange Bodentrockenheit extrem an Wurzelmasse verloren hatte.“ So bleibe die Anbausituation größtenteils durchwachsen. Es sei eine Gratwanderung, denn Spargel möge es weder zu nass noch zu trocken.

Die Spargelflächen im Kreis Kleve machten etwa ein Fünftel der Flächen im ganzen Rheinland aus (Insgesamt etwa 310 Hektar im gesamten Kreisgebiet), wie Brigitte Jansen, Geschäftsführerin der Wfg, erläutert. Es sei also kein Wunder, das so viele Menschen den Niederrhein genau wegen dem Anbau des Gemüses besuchen kämen, „Warum kommen die Menschen in den Kreis Kleve? Um Städte und Orte zu besichtigen, aber auch um etwas zu essen, das regionale Bedeutung hat.“ Dirk Janßen wundere sich in diesem Zusammenhang oft über verfrühte Anfragen nach Spargel: „Die Saison beginnt im April, kurioserer Weise ist in vielen Köpfen verankert, dass sie mit den Ostertagen beginnt, das stimmt aber nicht ganz.“ Denn je nachdem wann Ostern sei, gibt es das weiße Gold eben doch noch nicht. „Ich habe in diesem Jahr nicht erwartet, an Ostern schon Spargel zu haben“, beschreibt Janßen weiter.

Wenigstens über Helfer bei der Ernte oder im Hofladen hat keiner Negatives zu vermelden. Christian Spitz vom Spargelhof Spitz in Wachtendonk spricht von einem spürbaren Personalanstieg: „Es wollen wieder mehr Menschen auf unserem Feld und im Hofladen aushelfen. Das war in den Jahren 2023 und 2022 nicht so. Wir vermuten, dass das an Corona und der Inflation lag.“ Auch im Verkauf erkenne man ein Muster bei der Anfrage von Spargel: „Wir merken das der Verkauf am Anfang der Woche, von montags bis mittwochs, eher schleppend läuft. Dafür zieht es dann in Richtung Wochenende an und am Wochenende verkaufen wir am meisten Spargel. Vermutlich weil Touristen aus dem Ruhrgebiet oder anderen Teilen der Umgebung an diesen Tagen zu uns fahren“, erklärt Spitz weiter.

Das Spargel tatsächlich ein Touristenmagnet ist, bestätigt die Stadt Geldern. Carmen Eichler aus dem Tourismusbüro erklärt: „Es gibt viele Anfragen bezüglich des Spargels und unserem Reisemobil. Besonders Ereignisse wie der Umzug der Spargelprinzessin, zieht viele Menschen an. Sie kommen teilweise von sehr weit her.“ Spargel steht für Regionalität, Saisonalität und repräsentiert ein Stück Geschichte. Auch die Vielfalt der Gerichte habe sich um ein Vielfaches erweitert: „Früher gab es das klassische Gericht aus Spargel mit Sauce Hollandaise oder zerlassener Butter. Heute werden viel mehr Ideen für die Verwendung von Spargel geteilt. Allen voran auf Social Media. Auch das jährliche Lieblingsrezept der Spargelprinzessin kommt sehr gut an“, beschreibt Eichler.

Eine Herausforderung gebe es allerdings noch, an der alle gemeinsam arbeiten müssten: Aufklärung über regionale Produkte bei Kindern. Maßnahmen dafür seien zum Beispiel Kita-Ausflüge zu Spargelhöfen in der Umgebung. Winfried Derksen hat noch eine andere Idee: „Wir führen zwischendurch an Schulen Kochkurse mit Spargel durch. Die Kinder lernen das Produkt kennen und sie sind es auch die ihre Eltern anschließend dazu bewegen mit ihnen zu unserem Hof zu fahren.“ So komme das beliebte Gemüse in allen Gesellschaftsschichten an und behält seine Wichtigkeit für den Niederrhein.

Autor: Jacqueline Kurschatke

Foto: Spargel am Niederrhein geht nicht ohne sie: Die Spargelbauern der Höfe Spitz, Janßen, Berghs und Derksen, mit den Vertretern der Stadt Geldern sowie der WFG und Spargelprinzessin Ronja Geldermann mit Grenadier Heinz-Josef Heyer. Foto: Theo Leie

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