Zapfhahn zu? Warnstreiks könnten zu Engpässen in der Bierversorgung führen

Bier könnte knapp werden – zumindest theoretisch. Denn in den nordrhein-westfälischen Brauereien brodelt es nicht nur in den Kesseln, sondern auch hinter den Kulissen: Die Beschäftigten fordern mehr Lohn, während die Arbeitgeber auf die Bremse treten. Warnstreiks stehen bevor. Besonders im Kreis Borken, wo an heißen Tagen bis zu 18,1 Millionen Bierflaschen im Umlauf sind, könnten die Folgen schnell spürbar werden. Pünktlich zu den durstigen Feiertagen wie Christi Himmelfahrt und Pfingsten warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vor Engpässen – und formuliert klare Forderungen an die Arbeitgeber der Brauereibranche.
Hintergrund der Streikandrohungen ist ein festgefahrener Tarifkonflikt. Helge Adolphs, Geschäftsführer der NGG Münsterland, beschreibt die Lage so: „In den nordrhein-westfälischen Brauereien hat sich so einiges an Ärger zusammengebraut. Die Arbeitgeber treten beim Lohn gewaltig auf die Bremse. Damit provozieren sie jetzt einen ‘Knoten in der Bierleitung’ – nämlich eine ganze Reihe von Warnstreiks in vielen nordrhein-westfälischen Brauereien.“
Vom Sudkessel über das Labor bis zum Fasskeller: Die NGG fordert für alle Beschäftigten in den Brauereien ein Lohnplus von 6,6 Prozent in diesem Jahr. Mindestens sollen Vollzeitkräfte 280 Euro mehr im Monat erhalten. Auch die Auszubildenden sollen profitieren: der monatliche Lohn soll um 130 Euro steigen. Die Arbeitgeber haben auf die Forderungen zwar reagiert, bieten für das laufende Jahr jedoch lediglich eine Lohnerhöhung von 2,2 Prozent an. Für das kommende Jahr sind weitere zwei Prozent geplant. „Das ist ein eindeutig zu dünnes Lohn-Plus für ordentlich gebrautes Bier“, meint Helge Adolphs. Aus Sicht der Gewerkschaft reichen diese Angebote nicht aus und tragen maßgeblich zur Unzufriedenheit in der Branche bei.
Am Mittwoch, dem 28. Mai, steht die entscheidende dritte Verhandlungsrunde an. Sollte auch dann keine Einigung erzielt werden, drohen Streiks, die die Bierproduktion und -versorgung in ganz Nordrhein-Westfalen beeinträchtigen könnten. Und diese Auswirkungen könnten sich durch den gesamten Sommer ziehen, warnt NGG-Geschäftsführer Helge Adolphs.
Pressefoto: NGG