„Zukunftsstadt Bocholt“: Englischsprachige Vorlesungen gefordert



Bocholt (PID). Bocholt blickt in die Zukunft, dritter Teil: Zu einem Workshop „Zukunftsstadt“ trafen sich 30 Bürger im Europahaus, darunter auch vier niederländische Vertreter aus dem hiesigen Grenzraum. Gesprochen wurde über Wirtschaft, Bildung, Fachkräftesicherung und internationale Beziehungen. Fazit: Bocholt verfügt über gute Betreuungs-, Schul- und Bildungsangebote, der Ruf als Studentenstadt gleichwohl ist ausbaufähig. Und in Sachen Internationalität dürfe der Blick nicht nur bis nach Holland reichen.
Englisch als gemeinsame Sprache
Die gemeinsame Sprache der Zukunft werde mehr und mehr englisch sein, darin war man sich einig. Immer mehr junge Niederländer in der Grenzregion sprächen gar kein deutsch mehr. Wegen englischsprachiger Vorlesungen würden deutsche Studenten viel häufiger in den Niederlanden studieren, vergleichsweise wenig Niederländer dagegen in Deutschland. Fazit: Englischsprachiger Unterricht an der hiesigen Hochschule sei künftig wünschenswert.
Überhaupt: Bocholt sei momentan eher eine „Pendlerhochschule“, an der Studenten morgens kämen und abends wieder nach Hause führen. Ziel müsse es sein, Studenten an den Standort zu binden, damit Bocholter Firmen während des Studiums bereits Kontakte herstellen und sie nach dem Abschluss als Fachkräfte einstellen können. Im Bestfall bauten junge Menschen dann hier ein Haus und gründeten eine Familie – was wiederum genug Bauland, eine starke Wirtschaft und attraktive Freizeitangebote voraussetze.
Früher Praxisbezug
Als generell wichtig erachteten die Teilnehmer des Workshops einen frühen Praxisbezug. So wurden etwa mehr Praktika während der Schulzeit vorgeschlagen. Die Form der dualen Ausbildung müsse noch besser vermarktet werden. Eine lokale Internetbörse – neudeutsch: Matchingportal – wurde vorgeschlagen, nach dem Vorbild des „XING“-Netzwerks. Dort könnten Schüler ihre Qualifikationen und Interessen einstellen, um schnell und einfach auf passende Arbeitgeber in Bocholt zu treffen.
Abschlüsse international vergleichbar machen
Ein weiterer Gedanke: Ausbildungsabschlüsse künftig länderübergreifend vergleichbar machen. Wirtschaftsfördergesellschaften seien hier als „Drehscheibe“ gefragt. Aber auch die Wirtschaft müsse sich einschalten. Was beim Workshop erstmal nicht klappte, denn: „Die, die es angeht, sind heute nicht hier – nämlich Unternehmer“, wie Ludger Dieckhues, Bocholts oberster Wirtschaftsförderer, anmerkte.
Stichwort „internationale Beziehungen“: Die Grenze nach Holland, hieß es, sei zwar nicht mehr sichtbar, dennoch in einigen Köpfen vorhanden. Auffällig dabei: Niederländische Unternehmen seien in Deutschland häufiger vertreten als umgekehrt. Überhaupt: Internationalität dürfe nicht beim Blick Richtung Niederlande enden. Der Fokus müsse im Zeitalter der Globalität erweitert werden.
„Brückenkopf“ in Südamerika setzen
Dazu besteht schon bald Gelegenheit, und zwar in Südamerika. Prof Dr. Volker Rittner, strategischer Berater der Stadtverwaltung, wies auf eine anstehende Reise nach Kolumbien hin. Die 100.000-Einwohner Stadt Yumbo, deren Vertreter im vergangenen Sommer Bocholt besuchten, weise strukturelle Ähnlichkeiten mit Bocholt auf. Rittner: „Hieraus ergeben sich interessante Möglichkeiten auf vielen Ebenen. Bocholt hat die Chance, in Südamerika eine Art Brückenkopf zu setzen.“
Die Veranstaltung fand im Rahmen des bundesweiten Projektes „Wettbewerb Zukunftsstadt“ statt. Bocholt ist eine von rund 50 Städten, die sich Gedanken über ihre Entwicklung machen und dies mit ihren Bürgern in drei Workshops besprechen. Wer mitmachen und Ideen einbringen will, kann dies im Internet unter www.zukunftsstadt-bocholt.de oder auf klassische Weise im Rathaus tun. Im Foyer steht eine Ideenbox.

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