Zwei literarische Events mit Claus Cordes
Im Rahmen der Ausstellung „Schliemann gräbt im Digital“ mit Collagen und Texten von Claus Cordes finden im GrenzBlickAtelier zwei besondere Veranstaltungen statt: „Briefwechsel mit Heinrich Schliemann“ am Samstag, 5. August um 14.00 Uhr und „Fiktion & Fake“ am Samstag, 19. August um 15.00 Uhr.
Es geht los mit der Lesung: „Briefwechsel mit Heinrich Schliemann“ am 5. August. Eine Lawine wird losgetreten… Da erscheint eine Porträtmarke zum 200. Geburtstag eines Archäologen (Heinrich Schliemann). Mit dieser erstellt ein Collagent (Klaus Cordes) eine Serie von Mail-Art-Collagen, macht daraus eine Geschichte („Schliemann gräbt im Digital“) und spinnt die Fiktion um Heinrich Schliemann immer weiter. Die steile These, dass der Archäologe immer noch lebt, reist und arbeitet, mündet in einen Briefwechsel ein, der sich im Frühjahr 2023 entwickelte.
Mit Thomas Brokamp, der die E-Mails von Heinrich Schliemann liest, geben die Texte von Klaus Cordes erstaunliche Einblicke in die verblüffenden Aktivitäten des Archäologen, Weltreisenden und Freundes von Elon Musk. Eine fiktive Korrespondenz, in der sich Biografisches, Skurriles und Zeitgeistkritisches überschlagen.
Zunächst empört sich der 201-jährige Archäologe über die Bildserie, die seine Ausgrabungen im Digital betreffen. Im Verlauf der Korrespondenz wird er umgänglicher und gibt interessante Einblicke in seine frühere und heutige Lebenswelt. Es geht um sein Leben als Tausendsassa und Narzisst, um das Silicon Valley, um seine Freundschaft mit Elon Musk, um Zukunftspläne. Er verhilft so zu einem satirischen Blick auf unsere seltsame Zeit.
Die zweite Veranstaltung am 19.August dreht sich um die Themen „Fiktion & Fake“. Die Wahrheit bleibt auf der Strecke… Warum auch nicht? In der Fiktion – von Homers „Odyssee“ bis Eugen Ruges „Pompeji“ – kommt die Fantasie zu ihrem Recht. Fantastisches wird imaginiert, auf die Bühne und auf die Leinwand gebracht. Wie steht es heute mit der Fiktion? Ist schon alles erzählt worden? Die Wahrheit bleibt auf der Strecke… Schlimm genug! Fake macht sich breit, Deep Fake verblüfft und kommt erheblich besser an als die Wahrheit. Wird man in Zukunft „alternative Fakten“ nicht mehr von Fakten unterscheiden können?
Immer stärker durchdringt das Fake und zunehmend das Deep Fake unsere Bildwelten. Andererseits: Es entsteht immer weniger originelle Fiktion, frei Erfundenes. Die Autofiktion in der Literatur ist mehr Nabelschau als Blick ins Offene. Die Filmbranche arbeitet sich an Biopics ab. Der Mainstream in der Bildenden Kunst meidet die Erzählung. Der Etappensieg von Chat-GPT macht der Fiktion endgültig den Garaus, indem die KI Vorhandenes klischeehaft kombiniert. Der Kampf Fake gegen Fiktion endet mit einem k.o. für die KI.
Klaus Cordes stellt in einem Kurzreferat die Begriffe vor, setzt sie voneinander ab, bezieht sie auf seine Mail-Art-Collagen und stellt Thesen auf, die zu einer hoffentlich munteren Diskussion führen könnten.