12. Bocholter Personalforum „Generation Y, 60+ oder digital – Fachkräfte sichern“



Die Herausforderungen für die hiesigen Unternehmen sind groß: „Fachkräfte müssen in eine ländliche Region gelockt werden, die nicht jeden Komfort einer Großstadt bietet. In einigen Berufen wie Ingenieure, Pflegekräfte oder IT-Fachleute ist der Markt leergefegt. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen warten nicht mit großen Marken, bekannten Produkten oder angesagter Start-up-Mentalität auf“, lautete die Bestandsaufnahme von Jürgen Paschold, Verbandsingenieur beim Unternehmerverband. Dieser hatte am vergangenen Dienstag das 12. Bocholter Personalforum organisiert; 50 Geschäftsführer, Personalleiter und Führungskräfte diskutierten rund um das Thema „Generation Y, 60+ oder digital – Fachkräfte sichern“.

Ideen, Impulse und Wissenswertes, um quer durch alle Generationen Fachkräfte zu gewinnen, lieferte die ganztägige Veranstaltung, bei der sechs Referenten die unterschiedlichen Zielgruppen beleuchteten. Wie begeistert man Jugendliche, die sich aus mehreren Angeboten eine Ausbildungsstelle aussuchen können, genau für sein Unternehmen? Wie gestaltet man die Arbeitsbedingungen in einer digitalisierten Zeit? Wie motiviert man ältere Mitarbeiter, beweglich im Kopf – Stichwort: Wissen teilen – und in den Beinen – Stichwort fit im Alter – zu bleiben? Jennifer Middelkamp, Pressesprecherin des Unternehmerverbandes, moderierte das Forum und stellte fest: „Familienfreundlichkeit, Betriebliches Gesundheitsmanagement, eine wertschätzende Firmenkultur – das alles ist nicht mehr nice-to-have, sondern das alles sind handfeste und wirksame Argumente, um Fachkräfte von sich zu überzeugen.“

Los ging es bei der Generation Y: Die heutigen Mitt-Zwanziger wollen schnell selbst Ideen in flachen Hierarchien umsetzen und zugleich Zeit für die Familie haben. „Die besten und realen Vorbilder, um z. B. für einen Beruf im Maschinenbau zu werben, sind die eigenen Azubis. Sie holen mögliche Nachwuchskräfte am besten aus ihrer Lebenswelt ab“, riet Armin Skladny vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Nach einem Best-Practise-Beispiel – die TARGOBANK ist für ihre Familienfreundlichkeit und das betriebliche Gesundheitsmanagement mehrfach preisgekrönt – und einem Ausflug zum Umgang mit Kommentaren auf Facebook & Co. ging es um die Generation digital. Referent Horst Pütz von SichtWeise in Köln verglich deren Arbeitsweise mit dem Wassersport: „Wir haben keine Achter-Ruderboote mehr, die auf Kommando das Gleiche tun. Wir haben Rafting-Boote, bei denen jeder autark entscheidet, was er, im Vertrauen auf das Team, für das Gelingen tut.“ Pütz stellte agile Methoden vor und zeigte experimentell, dass es dabei auf Spaß und schnelle Ergebnisse ankommt, nicht auf Detailplanung und Null-Fehler-Toleranz.

Der Nachmittag des Personalforums drehte sich um die Generation 60+. Nach zwei Praxisbeispielen für einen organisierten Wissenstransfer gab eine prominente Rednerin einen inspirierenden Ausblick auf unsere Welt, in der mehr und mehr über 100-Jährige leben. Margaret Heckel, bekannt aus Funk und Fernsehen z. B. mit ihrem Buch „Aus Erfahrung gut. Wie die Älteren die Arbeitswelt erneuern“, sagte: „Es kommt nicht auf Geld, Posten oder Dienstwagen an. Entscheidend sind Wertschätzung, Autonomie und Flexibilität.“ Heckel brachte als Beispiel den Automobilhersteller, dessen Mitarbeiter mit ihren Ideen das Arbeitsumfeld, z. B. mit einem federnden Holzboden, aktiv verbessern können.

Weil das Thema der Fachkräftesicherung für die Unternehmen so große Bedeutung hat, wird auch der diesjährige große Unternehmertag des Unternehmerverbandes ganz in diesem Zeichen stehen. Am Montag, 9. Juli 2018, heißt es im Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER: „Was junge Leute wirklich wollen – und wie die Wirtschaft aus den Generationen Y und Z Fachkräfte gewinnt“. Weitere Informationen unter www.unternehmerverband.org <www.unternehmerverband.org/>

Bildunterschrift: Referenten und Organisatoren des 12. Bocholter Personalforums. Im Bild (oben) Verbandsingenieur Jürgen Paschold und (links) Moderatorin Jennifer Middelkamp vom Unternehmerverband. (Foto: Unternehmerverband)

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