GLOSSE: Radfahrer mit Vorrang – ein Bocholter Albtraum



Eine Glosse von BERTHOLD BLESENKEMPER

Bocholt im Jahr 2032. Dauerstau auf dem gerade erst eröffneten Ostring. Schuld sind die Radfahrer, die seit zehn Jahren zu tausenden über den Schnellweg RS2 in Richtung Norden oder nach Rhede jagen. Die „Fietser“ profitieren auf der offiziellen Radvorrangroute im Kreuzungsbereich zur neuen Umgehungsstraße in Höhe Friedhof von Detektoren in der Fahrbahn, die mit einer Ampel-Vorrangschaltung verknüpft sind. So etwas kennt man sonst nur bei Stadtbussen. Vor Unterrichtsbeginn und nach Schulende am Euregio-Gymnasium geht auf der neuen Straße seitdem so gut wie nichts mehr. Rückstau bis zum Nordring.

Die Autofahrer versuchen über die Münsterstraße auszuweichen. Doch hier trifft sie das gleiche Schicksal. Radfahrer en masse, Vorrangschaltung an der Ampel Höhe Rheder Straße, immer wieder Stau. Nur gut, dass es auf dem Weg zum Krankenhaus noch Schleichwege durch den Stadtwald oder (von Osten kommend) durch die Uhlandstraße, die Industriestraße und die City gibt. Aber dort muss man mindestens 10 Minuten Wartezeit an der Adenauerallee einkalkulieren. Am St.-Georg-Gymnasium ist nämlich ebenfalls Unterrichtsbeginn. Im Verkehrsfunk von Radio WMW wird empfohlen, Bocholt am besten über die B67n, den Autobahnzubringer B473 und durch den Tunnel sowie über den Nordring komplett zu umfahren.

Bürgermeister Burkhard Henneken (FDP) macht im verflixten fünften Jahr seiner Amtszeit den Vorschlag, den Ostring einfach zu sanieren und den Radschnellweg bei dieser Gelegenheit zu untertunneln. Kostenpunkt: 64,73 Millionen Euro. Aber alles kein Problem: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat 8 Millionen Euro Zuschuss versprochen.

Ich wache auf und überlege, ob ich die gleiche Glosse auch noch in einer Bahntrassen-Variante verfassen soll. Suche „Ampel-Vorrangschaltung“, ersetze „Bahnschranken“. Ansonsten schreibt sich das aber ziemlich ähnlich…

  1. Antonius Mayland says:

    Naja, 5000 Radfahrer heißt ca 350 pro Stunde, also mehr als 5 pro Minute…..
    Es scheint mir so, als ob 2 mal 17 Züge pro Tag doch das kleinere „Übel“ sein könnten 🙂

  2. Christof Giesers says:

    Für 5.000 Züge pro Tag wären aber ein paar Gleise mehr fällig 😉
    Oder um fair zu bleiben: Die Vorrangschaltung für Radfahrer geht nur alle 30 Minuten.

    Bei der Bahn wären bis zu ~250 Personen in wenigen Minuten durch – ob das auf 2x ~2 m machbar ist? 😉

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