Neue Trauerhalle soll Friedhof wieder attraktiver machen



Der Bocholter Friedhof muss attraktiver werden. Denn immer mehr Menschen meiden ihn. Das reißt nicht zuletzt Löcher in die Kasse der Kommune. Deshalb hat der Rat jetzt beschlossen, für 1,85 Millionen eine neue Trauerhalle bauen zu lassen. Bezahlt wird das vom Entsorgungsbetrieb Bocholt (ESB), der eigentlich für die Müllabfuhr zuständig ist. Das Unternehmen hat den Vorteil, dass es nicht unter dem Schuldendeckel steht und freier agieren kann. Refinanziert werden soll die Investition über höhere Gebühren. Die Kosten je Trauerfeier steigen um 192 Euro. Auch die werden um circa elf Prozent teurer. Dafür werden im Gegenzug neue, zum Teil günstigerer Bestattungsformen angeboten. Alle Fraktionen begrüßten die Pläne. Einzig die FDP bemängelte, dass die ständige Auslagerung von Investitionen wegen des Schuldendeckels nicht mehr tragbar sei.

Die Trauerhalle ist über 80 Jahre alt, denkmalgeschützt und abgeschrieben. Die Aufbewahrungsräume im Keller genügen seit Jahrzehnten nicht mehr den heutigen Vorstellungen (u. a. Feuchtigkeit, Schimmel). Die Aufbewahrung von Särgenin den Leichenzellen der Friedhofshalle ist fast vollständig zum Erliegen gekommen. Der Sargaufzug ist nicht funktional, reparaturanfällig und verursacht unerwünschte Geräusche. Standards im Arbeits- und Gesundheitsschutz werden nicht erfüllt. Für Menschen, die einen Rollstuhl, einen Rollator oder einen Elektro-Scooter nutzen, ist die Trauerhalle ungeeignet. Viele ältere Menschen bleiben aus
diesem Grund einer Beerdigung fern.

Gleichzeitig verändert sich die wegen dem in der Gesellschaft abnehmenden Bezug zur Kirche die Nachfrage. Zunehmend konzentriert sich die Trauerfeier auf einen Ort. Haben Angehörige die Wahl zwischen mehreren Alternativen, entscheiden sie sich vermehrt gegen den städtischen Hauptfriedhof. Eine gewisse Verlagerung hat zu den kirchlichen Friedhöfen stattgefunden. Ein deutlich größerer Teil der Verlagerung geht offensichtlich auf Angebote außerhalb Bocholts zurück. So finden Urnenbeisetzungen in Friedwäldern statt, z. B. im Ruheforst Coesfeld. Das Krematorium im benachbarten Aalten bietet auch für deutsche Kunden einen Vollservice an bis hin zur Aschebeisetzung in den Niederlanden.

Ein Rückgang der Bestattungen bedeutet, dass vorhandene freie Grabstätten nicht genutzt werden. Die Zahl der leerstehenden Grabstätten hat bereits in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zwischenzeitlich pflegt der ESB auf dem Hauptfriedhof ca. 3.000 leere Grabstätten. Diesem Pflegeaufwand stehen keine Gebühreneinnahmen gegenüber.

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