Nina Andrieshen zum Unterrichtsausfall an Schulen: Bildungspolitik braucht einen Neustart



Viele Schulen im Kreis Borken leiden unter massivem Unterrichtsausfall. So zeigt es die Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag NRW. Das Schulministerium hat auf Anfrage der Sozialdemokraten eine Aufstellung zum Ausfall von Stunden herausgegeben, die auf einer flächendeckenden Erhebung basiert. An der Astrid-Lindgren-Grundschule in Borken sind im Schuljahr 2018/19 demnach beispielsweise 4,1 Prozent der Stunden ersatzlos ausgefallen. An der Albert-Schweitzer Realschule waren es 4,9 Prozent. Am St.-Georg-Gymnasium lag die Unterrichtsausfallquote bei 3,4%. Insgesamt sind in NRW im Schuljahr 2018/2019 etwa 3,3 Millionen Unterrichtsstunden ausgefallen. Für das Schuljahr 2019/2020 liegen die Daten aufgrund der Corona-Pandemie nur unvollständig vor.

„Die Zahlen zeigen: Die Schwarz-Gelbe Landesregierung ist mit dem Versprechen einer Unterrichtsgarantie kläglich gescheitert“; so Nina Andrieshen. „Es reicht eben nicht, den Unterrichtsausfall mit einem aufwendigen Verfahren, für das sogar zusätzliches Personal in den Schulen gebunden wird, nur zu messen. Man muss auch was dagegen tun.“

Besonders auffällig sei in der Erhebung die ungleiche Belastung der Schulformen, sagt Andrieshen. Haupt-, Real- und Gesamtschulen hätten häufig einen weitaus höheren Ausfall an Schulstunden zu beklagen als die Gymnasien. Auch hier in der Region zeigen sich solche Diskrepanzen. So fielen in der städtischen Gesamtschule Bocholt im Schuljahr 2018/19 6,7 Prozent der Stunden aus. Am Mariengymnasium Bocholt waren es nur 2,1 Prozent der Stunden.

Für Andrieshen ist die Erhebung daher ein eindeutiges Indiz dafür, dass NRW umgehend einen echten schulscharfen Sozialindex benötigt. „Dieser zeigt anhand eindeutiger Indikatoren, wo Geld, Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams am Dringendsten gebraucht werden“, sagt Andrieshen. „Denn Kinder mit größeren Bildungsnachteilen brauchen mehr individuelle Förderung.“

Darüber hinaus macht sich die SPD-Fraktion für die Einführung der Entgeltstufe A13 als gleiches Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulformen stark. „Eine Grundschullehrerin verdient aktuell zum Berufseinstieg etwa 640 Euro weniger pro Monat als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und macht andere Schulformen im Vergleich zu Gymnasien unattraktiv“, sagt Andrieshen. Die Regierungsfraktionen in Düsseldorf lehnen den Vorstoß für eine Anpassung der Gehälter bislang allerdings ab.

„Wir werben für einen echten Neustart in der Bildungspolitik von Nordrhein-Westfalen“, sagt Andrieshen. „Wir müssen das System neu aufstellen. Davon profitieren die Schülerinnen und Schüler auch hier vor Ort.“ Dazu gehört für Andrieshen neben einer massiven Personaloffensive auch eine Überprüfung der Bildungsinhalte durch eine Expertenkommission sowie ein New Deal für eine zukunftssichere Finanzierung des Bildungssystems. „Wir brauchen neue Verabredungen darüber, welchen Beitrag die verschiedenen Ebenen – und auch der Bund – dauerhaft für die Bildung in unserem Land leisten sollen“, sagt Andrieshen. „Es geht darum, alle Kraft darauf zu konzentrieren, dass jedes Kind einen Schulabschluss erhält, mit dem es anschließend eine qualifizierte Berufsausbildung machen kann.“

Foto: Landtagsabgeordnete Nina Andrieshen fordert die Landesregierung zum Handeln auf.

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