The Ash und L’Osteria: Video-Interview mit Stadtbaurat Zöhler schlägt hohe Wellen



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

„Unverschämtheit“ – „Unterstellung“ – „mangelnde journalistische Sorgfaltspflicht“: Hoch her ging es heute Abend im Haupt- und Finanzausschuss. Auslöser war eine Anfrage der Sozialen Liste zur Ansiedlung neuer Gastronomieketten am Bocholter Aasee, mehr aber noch die Berichterstattung des Bocholter-Borkener Volksblattes darüber. Das BBV hatte in seinem Aufmacher auf Lokalseite eins der Mittwochausgabe Stadtbaurat Daniel Zöhler vorgehalten, in einem „Internet-Werbefilm“ für die Steakhaus-Kette The Ash aufgetreten zu sein. Das Video war als redaktionelles Interview Anfang Dezember in der Facabook-Community We love Bocholt ausgestrahlt worden und wurde laut Zeitung von dem The Ash gesponsert. Das wiederum bestreiten die Beteiligten vehement.

„Wir haben für das Interview definitiv keinen Cent bekommen“, erklärte We-love-Chef Matthias Paschold gegenüber Made in Bocholt. Auch Daniel Zöhler verneint jegliche Sponsoring und spricht deshalb von Unterstellung und Verleumdung. Der Stadtbaurat zieht nun rechtliche Schritte in Erwägung und verlangt einen Gegendarstellung, wie er im Ausschuss ankündigte.

Zum Hintergrund: Zöhler hatte – wie mehrfach von uns berichtet – die Pizza- und Pastakette „L’Osteria“ und das Steakhaus „The Ash“ für eine Ansiedlung an den Aasee-Terrassen begeistern können. Darüber informierte er in nichtöffentlicher Sitzung im Ausschuss für Planung und Bau die Poltitk, die die Pläne einhellig begrüßte. Offenbar hatte der Stadtbaurat zuvor We love Bocholt auf Anfrage ein Interview zum Thema gegeben, dessen Ausstrahlung mit einer Sperrfrist versehen worden war und deshalb erst nach der Ausschusssitzung erfolgte. Das ist ein in den Medien durchaus üblicher Vorgang.

Die Video-Veröffentlichung wiederum hatte We love Bocholt später mit dem Facebookauftritt von The Ash verknüpft. So etwas wird gemacht, um mehr Reichweite und damit mehr Zuschauer zu gewinnen. Bei dieser Verlinkung setzte die Redaktion nach Angaben von Betreiber Matthias Paschold ein so genanntes Branded-Content-Modul des sozialen Netzwerkes ein. Dieses Profi-Werkzeug sorgt dafür, dass Facebook den Beitrag automatisch als „Bezahlte Pertnerschaft“ kennzeichnet – egal ob die Beteiligten tatsächlich auch Partner sind oder Geld zwischen beiden geflossen ist oder nicht.

Die BBV-Redaktion war derweil wegen besagter Markierung als „Bezahlte Pertnerschaft“ von einem Sponsoring ausgegangen. Sie versäumte es aber, so der Vorwurf der Gegenseite, diese Erkenntnis abzusichern und bei den Beteiligten nachzufragen. „Bei mir hat jedenfalls niemand angerufen, sonst hätte ich das schnell aufklären können“, erläutert Matthias Paschold von We love Bocholt. Stadtbaurat Zöhler weiß ebenfalls nichts von Geldzahlungen oder einem Sponsoring. Eine Stellungnahme von The Ash war gestern von uns nicht zu bekommen.

Während das BBV an seiner Version festhält und von einer klaren Sachlage spricht, wirft Zöhler der Zeitung mangelnde journalistische Sorgfaltspflicht vor. Statt blind einem Facebook-Hinweis zu vertrauen, hätte ein Anruf bei We love Bocholt alles klären können, so sein Argument. „In Zeiten von FakeNews darf man Nachrichten nicht einfach unrecherchiert veröffentlichen“, meinte er gestern in öffentlicher Sitzung.

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