Von Mörder-Nazis bis Killer–Clowns – Angst essen Seele auf!



VON BERTHOLD BLESENKEMPER

Wie titelte einst der verstorbene Filmemacher Rainer Werner Fassbinder so schön: „Angst essen Seele auf!“ Das gilt inzwischen auch für Bocholt. Von mordenden Neonazis bis hin zu Killer-Clowns reicht die Palette der Unholde, die – zumindest gefühlt – an der Aa ihr Unwesen treiben.

Zunächst sorgte ein Vollpfosten bundesweit für Schlagzeilen, der neben Bürgermeister und Verwaltungsspitze nun auch noch SPD-Parteichef Thomas Purwin bedroht. Bis zum deutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel nach Berlin ging die Botschaft. Alle großen deutschen Medien berichteten. Seitdem gilt Bocholt bei manchen als Brutstätte rechten Gedankenguts. Schon seltsam, was ein einziger Depp heutzutage so alles bewirken kann!

Und jetzt kommen die Killer-Clowns. Dabei handelte es sich um offenbar Verwirrte, die – ausgehend von den USA – in gruseligen Clownsmasken ahnungslose Passanten erschrecken. Laut Polizei ist in Bocholt zwar erst ein einziger harmloser Vorfall bekannt, bei dem eigentlich auch überhaupt gar nichts passiert ist. Das hält die lokale Community aber nicht davon ab, in den sozialen Medien lauthals Zeter und Mordio zu schreien. Im Park an der Alemannenstraße, am Bahnhof, am Westringtunnel, bei Mc’Donald und am Aasee – von überall her werden Killer-Clowns gemeldet. Auf einschlägigen Facebookseiten wird Bocholt zwischenzeitlich sogar als die Stadt „mit den meisten Killer-Clown-Meldungen“ gelistet. Eine zweifelhafte Tabellenführung…

Und wie begegnet man der Angst und dem Schrecken? Am einfachsten mit Angst und Schrecken! Schon wird den Clowns öffentlich Prügel und noch weit mehr angedroht. „Der muss doch nur an den Richtigen geraten, und der kann die nächsten drei Monate seine Nahrung flüssig zu sich nehmen‬“, kommentiert Lars N. „Direkt was vor die Fresse hauen“, ergänzt Anders K. Und Erhan O. empfiehlt: „Ohne Vorwarnung aufs Maul hauen.“

Das fragt man sich, was eigentlich schlimmer ist? Clowns in schrecklichen Masken oder die Vorsorglich-einfach-mal-allen-auf-die Fresse-Hauer? Rein statistisch gesehen ist die Gefahr, auf die Letztgenannten zu treffen, weitaus größer. Die Polizeistatistiken beweisen das. Aber die interessieren schon lange keinen mehr. Entscheidend ist nicht die tatsächliche, sondern die gefühlte Sicherheitslage. Die wiederum wird maßgeblich von den virtuellen Stammtischen im Internet beeinflusst.

Wer profitiert am Ende von dieser Tendenz. Die schlechten Rechten! Sie haben das politische Potenzial von Angst und Schrecken längst erkannt. Schon überlegen sie, sogenannte „Social Bots“ oder „Zombies“ einzusetzen, um online vollautomatisch das Feuer der Angst zu schüren.

Und was kann man dagegen tun? Ganz einfach: Ruhe bewahren und den Verstand einschalten! Oder anders ausgedrückt: Erste denken, dann posten!

Foto: dito/Fotolia

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