Nachwuchsgewinnung für die Vorstandsarbeit



Bocholt (PID). Im dritten Teil des Workshops zum Thema „Nachwuchsgewinnung für die Vorstandsarbeit“ hielt Referent Heinz Janning den Anwesenden deutlich den Spiegel vor. „Wenn Interessierte in einer Vereinsversammlung gleich damit rechnen müssen, eingesackt und für immer festgenommen zu werden“, sagte Janning, „dann schreckt das ab, so nach dem Motto ‚kleiner Finger, apper Arm‘, da müssen wir ganz anders vorgehen.“
Rund 50 Vereinsvertreter und -vertreterinnen hatten den Weg in die Räume der Lebenshilfe Bocholt e.V. an der Werther Straße gefunden. Gastgeberin Angelika Geßmann stellte ihre Einrichtung vor, „wir sind froh, dass wir hier – auch mit Hilfe der Stadt – ein Domizil gefunden haben“, so Geßmann, „jetzt brauchen wir nicht mehr von einem Ort zum anderen tingeln.“
„Kleine Anerkennung“ aus Berlin
Ehrenamtskoordinator Rainer Howestädt bedankte sich in seiner Begrüßung bei den zahlreichen Teilnehmern für deren bisherige tolle Mitwirkung am Projekt und berichtete in diesem Zusammenhang vom Zwischenerfolg der Reihe „Engagement braucht Leadership“. „Dank Ihnen haben wir es mit unseren Veranstaltungen bis nach Berlin geschafft“, so Howestädt, „das Foto mit den Tretbooten am Aasee, die Themen, die Sie hier selber mit eingebracht haben, die hohen Teilnehmerzahlen und vor allem Ihre aktive Mitarbeit sind beim Projektträger aufgefallen.“ Howestädt und Jutta Ehlting, zuständige Geschäftsbereichsleiterin bei der Stadt, durften vor kurzem die Bocholter Umsetzung des Projekts beim Programmträger, der Robert-Bosch-Stiftung, in deren Berliner Niederlassung vorstellen.
„Wir müssen die Leute neu interessieren“, sagte Janning zu Beginn seines Vortrages und brachte gleich ein plakatives Beispiel. So habe ein DRK-Verband aus Schleswig-Holstein für eine Blutspendeaktion mit Darstellern in bayrischer Tracht und dem Slogan „O’zapft is“ geworben.
Dringliches Problem – kein goldener Weg
„Sie wissen es alle, deswegen sind Sie auch hier, die Nachwuchsgewinnung für die Vorstandsarbeit ist ein dringliches Problem“, betonte Janning, „im Sport sind es teilweise Rückgänge von bis zu elf Prozent in den Vorständen.“ Einen goldenen Weg könne er auch nicht vorgeben. Drei Etappen seien auf dem Weg der Nachwuchsgewinnung für die Vorstandsarbeit zu beschreiten. Dafür müsse man aber auch wissen, welche Ansprüche potenzielle Interessenten haben.
Reizvolle Vorstandsarbeit?
Weiterbildungsmöglichkeiten, selber an den Stellschrauben drehen, Vereinsarbeit beeinflussen zu können, das stellten die Teilnehmer als reizvolle Punkte dar, die für die Vorstandsarbeit sprechen. „Es geht um den Nutzen“, sagte Janning, „der Ehrenamtliche möchte heute auch einen Nutzen von seiner Arbeit.“ Und sich die Frage „was habe ich davon?“ zu stellen, werde oft noch als unmoralisch dargestellt. „Die, die drinnen sind, müssen lernen, dass eine solche Frage von einem Interesenten nicht mehr unmoralisch ist“, hob Janning hervor. Damit machte Janning deutlich, dass man bei der Gewinnung neuer Vorstandskollegen auch auf diese Frage vorbereitet sein sollte.
Ehrenamt als Vorstand nicht nur Helfen und Pflichtbewusstsein
Heute sei das Ehrenamt eben nicht mehr alleine Helfen und Pflichtbewusstsein, „heute geht es um mehr, um einen eigenen Nutzen“, betonte Janning, „und da müssen wir etwas anbieten.“ Das habe weniger mit Geld zu tun, sondern vielmehr mit Dingen wie Entscheidungsmöglichkeiten, Selbstverwirklichung und Fortbildung, die auch außerhalb der Vorstandstätigkeit einen Nutzen bringt. Genauso wichtig sei es, Brücken zu bauen, kleine Schritte zu gehen und auch mal kurzfristige Mitarbeit im Vorstand anzubieten. All das seien Möglichkeiten, Interessenten zu gewinnen, ohne diese gleich damit abzuschrecken, dass man einen Posten bekomme und den über Jahre nicht wieder los werde. Die Vorstände, die seit zwanzig bis dreißig Jahren im Amt sind, schrecken faktisch ab.
Holländer machen es vor
„Die Holländer haben es mit dem Programm „Fre-Flex“ vorgemacht“, berichtete Janning. Stichworte wie Flexibilität und Unverbindlichkeit müssten beachtet werden. Vor allem die Unverbindlichkeit der Mitarbeit schrecke viele Vorstände heute noch ab. „Seien Sie sich sicher, wenn Sie erst einmal unverbindliche Kennenlernangebote machen, dann bleiben auch Leute im Verein und bleiben am Ball“, so Janning.
Handouts und Murmeln
Janning brachte die Teilnehmer immer wieder aktiv mit ins Gespräch und so entstanden während des Workshops immer wieder interessante Diskussionen und Lösungen wurden gemeinsam herausgearbeitet. So wurde die Zeit am Ende etwas knapp. Aber auch darauf war Janning vorbereitet und konnte den Anwesenden einige Unterlagen mit hilfreichen Tipps und weiteren Anregungen aushändigen.
Moderator Dr. André Wolf gab zum Ende des Workshops „ausnahmsweise mal Hausaufgaben mit auf dem Weg“. In Anlehnung an die vielen „Murmelrunden“ (Austausch untereinander während der Workshops), die Janning während seiner Vorträge immer wieder initiierte, verteilte Wolf an jeden Teilnehmer eine Glasmurmel. „Die Aufgabe ist: Transportieren Sie das Thema und das bislang gelernte unserer Veranstaltungsreihe weiter! Sprechen Sie im Vorstand immer mal wieder darüber, aber auch mit Freunden und Bekannten aus anderen Vereinen. Tragen Sie die Murmel immer bei sich und immer, wenn Sie auf die Murmel aufmerksam werden, denken Sie an die kleine Hausaufgabe.“
Die nächsten Workshops im Rahmen von „Engagement braucht Leadership“ finden am 14. April und am 12. Mai 2016 statt.

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