Der „RS2“: Sieben Meter breit – und abends mit Beleuchtung



Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Eine glatte Fahrbahn mit zwei Spuren inklusive Fußgängerweg – und das alles abends und nachts mit Beleuchtung. Insgesamt sieben Meter breit soll der geplante Radschnellweg zwischen Bocholt und Rhede werden. Naturschützer sprechen von einem die Natur zerstörenden „Asphaltband“. Auch Anwohner sind entsetzt. Viele sind nicht bereit, für Leuchtturmprojekt ihre Gartengrundstücke zu opfern. Die haben sie vor Jahren von der Stadt gepachtet. Und der Vertrag soll die Möglichkeit einer vorzeitigen Kündigung wohl nur für den Fall einer Reaktivierung der Bahn, nicht aber für Radwege vorsehen. Schon werden erste Klagen vorbereitet.

Die Ausbaustandards schreibt das Land NRW vor. Denn das bezahlt den Schnellweg auch. Elf Millionen Euro soll das Projekt kosten. Die zwei Spuren sind notwendig, damit es im Begegnungsverkehr nicht zu Zusammenstößen kommt. Was aber ein zwischen Bocholt und Rhede zum größten Teil schnurgrader Fußweg soll, ist selbst manchem Befürworter schleierhaft. Auch dürfen die von vielen Pendlern bereits gerkauften, bis zu 45 Kilometer schnellen und deshalb als Speed-Pedelecs den Weg nicht benutzen.

Der „RS2“, so die offizielle Bezeichnung, hat nach Angaben von Stadtplaner Diesfeld indes nicht nur eine übergeordnete, sondern nebenbei auch eine innerstädtische Bedeutung. Er verbindet den Bocholter Norden und vor allem das Euregio-Gymnasium mit der City. Und er sei wichtiger Teil des Mobilitätskonzeptes sowie der anstrebten Verkehrswende.

Gerade letzten bestreitet Michael Kempkes vom Naturschutzbund „Wenn Sie ernsthaft eine Verkehrswende wollen, dann geben Sie den Fahrradfahrern mehr Raum, indem Sie diesen den Autofahrern nehmen. Dies funktioniert in vielen europäischen Städten bereits sehr gut und nimmt den Städten die Hektik und die Abgase“, schreibt er in einem offenen Brief an die Bürgermeister und Ratsmitglieder von Bocholt und Rhede. „Seit der Stilllegung der Bahnstrecke hat sich dort sehr viel Natur entwickeln und etablieren können. Es stehen mehrere hundert große Bäume dort, die mit den Hitzesommern der vergangenen drei Jahre gut zurechtgekommen sind und somit ihre Hitzeresistenz unter Beweis gestellt haben. Die Bäume zu fällen, um dort ein sieben Meter breites Asphaltband durch die Landschaft zu ziehen, ist definitiv kein Klimaschutz!“, heißt es weiter.

Derweil betonen Befürworter die hohe Nachfrage. Rainer Venhorst erinnerte als Vorsitzender des Ausschusses für Planung, Bau und Verkehr an den Aktionstag „Radeln auf der B67“ im Mai 2019. Damals war die neue Schnellstraße verstopft mit Radfahrern und Fußgängern.

Bild: Der Radschnellweg im Ruhrgebiet. Foto Gerhard/Adobe Stock

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