Die Schrott-Zwillinge



Für Olaf und Dirk Barnickel war die Kindheit ein Abenteuer. Denn ihr Spielplatz gehörte praktisch zur Familie. Opa Hermann hatte zwischen der Alfred-Flender und der Schaffeldstraße in Bocholt 1953 einen Schrottplatz gegründet. Und auf dem gab es für die Zwillinge tagtäglich Neues zu entdecken. Heute sind die beiden selbst Chefs der Gebr. Barnickel GbR. In dritter Generation sammeln Olaf und Dirk mit ihrem Team Altmetall, Kabel, Schrott, Kupfer, Messing, Aluminium, Blei, Zink, V2A und vieles mehr, um es in den Kreislauf der Wiederverwertung zurückzuführen.

Wie eng die Familie mit dem Geschäft verbunden ist, zeigt die Historie. 1980 stieg mit Hans Barnickel die zweite Generation ein. Unter seiner Führung wurde das Schrottplatz-Gelände an die Stadt Bocholt verkauft, die darauf ihren Entsorgungsbetrieb errichtete. Die Firma Barnickel siedelte sich in unmittelbarer Nachbarschaft an und baute dort 1988 eine große Halle. Ein Jahr später wurde die neue Betriebsstätte bezogen.

Von Jahr zu Jahr wurde das Geschäft anspruchsvoller. Die gesetzlichen Vorschriften verschärften sich. Gleichzeitig erforderten Verbundmaterialien wie Kabel eine sauberere Trennung. Hans Barnickel investierte in Maschinen und neue Fahrzeuge.

Seine Söhne Olaf und Dirk halfen ihm wo sie konnten und übernahmen schließlich 2009 den Betrieb. Auch sie gingen mit der Zeit und bauten ein zusätzliches Büro. Ein Gabelstapler musste her, um die immer größer werdenden Mengen an Material schnell und sicher rangieren zu können. Boxen und Rollcontainer wurden angeschafft, um gewerblichen Kunden das Sammeln zu erleichtern. Bei Privatkunden holen die Zwillinge das Altmetall nach vorheriger Vereinbarung sogar zuhause ab.

Aber der meiste Schrott wird gebracht, abgeladen, gewogen und dann bar vergütet. Die Gebr. Barnickel GbR orientiert sich dabei an den Tageshöchstpreisen der Börse. „Natürlich müssen wir davon etwas für unserer Aufwand abziehen“, so die Inhaber. Nicht mehr annehmen können die Bocholter derweil Elektrogeräte und Wasch- oder Trockenmaschinen, soweit sie nicht zerlegt sind. Auch handeln sie nicht mit Schrottautos oder Autoteilen. „Dafür hätten wir auch gar nicht den notwendigen Platz“, erklären die Chefs.

Was kaum jemand weiß: Schrott ist seit dem Inkrafttreten des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) rein rechtlich Abfall. Damit greift hier auch das behördliche Sammlungsverbot aus Privathaushalten. Das betrifft vor allem auch Metallsammlungen so genannter „Flötenkerle“. Nach den Buchstaben des Gesetzes wird der private Auftraggeber verantwortlich gemacht. Mit dem Überlassen des Abfalls an solche Sammler macht er sich schlimmstenfalls sogar strafbar. Anders sieht es aus, wenn man mit einem auf die fach- und sachgerechte Wiederverwertung spezialisierten Unternehmen eine Abholung vereinbart. Entsprechend oft sind die Barnickels deshalb mit ihrem blauen Transporter unterwegs.

Um die Zukunft machen sich Olaf und Dirk keine Sorgen. Schrott und Altmetall sind Rohstoffe, die immer ihren Wert haben werden. Und sie lassen sich gut wiederverwerten. Und das liegt im Trend.

 

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