Stadt will Gigaset-Gebäude nun doch kaufen – Rathauspläne nicht tangiert



Von BERTHOLD BLESENKEMPERR

Die Stadt Bocholt plant nun doch, die derzeit von der Verwaltung als Ersatz-Rathaus genutzten Gigaset-Gebäude zu kaufen und sie dauerhaft zu einem zweiten Verwaltungsstandort auszubauen. 7,9 Millionen Euro sollen die Immobilien kosten. Dazu gehören neben dem L-Trakt an der Ecke zur Alfred-Flender-Straße das komplette Backsteingebäude sowie das weiße „Casino“ gegenüber von Lidl. Langfristig will Bürgermeister Kerkhoff an der Kaiser-Wilhelm Straße auch das Jugend- und das Sozialamt unterbringen. Die inzwischen fast 80 Millionen Euro teuren Sanierungspläne für das Rathaus am Berliner Platz werden von den neuen Entwicklungen nach Angaben des Ratsvorsitzenden allerdings nicht tangiert. „Wenn wir dort jetzt noch etwas ändern, wirft uns das um Jahre zurück. Und es wird teuer“, so Kerkhoff.

Sichtlich zufrieden mit dem Deal waren nicht nur der Bürgermeister und Kämmerin Jennifer Schlaghecken, sondern auch der neue Gigaset-CEO Dr. Magnus Ekerot. „Für beide Seiten ist es ein Win-Win-Geschäft“, meinte der Schwede während einer Pressekonferenz. Gigaset sichere es den Standort. Gleichzeitig befreie die Vereinbarung das Unternehmen von nicht mehr benötigten Gebäuden. „Wir sind schließlich ein Technik- und keine Immobilienunternehmen“, so Ekerot.

Für Bürgermeister Thomas Kerkhoff hat der Kauf gleich mehrere Vorteile. Zum einen kann die Feuer- und Rettungsakademie vorerst bleiben. Das verschaffe Planungssicherheit, hieß es. Zudem werde durch den Umzug des Jugendamtes das nur wenige Meter weiter gelegene, als „Glaspalast“ bekannte ehemalige Weidemann- und Duvenbeck-Gebäude frei. Es könne verkauft werden und so zur Refinanzierung der Investition beitragen.  Auch muss für das derzeit im Obergeschoss der Shopping-Arkaden beheimatete Sozialamt später keine Miete mehr bezahlt werden.

Langfristig ist geplant, den L-Trakt sowie das jetzige Casino zu behalten und das komplette Backsteingebäude abzureißen. Dann könnten dort auch die jetzt noch fehlenden Parkplätze errichtet werden, heiß es. Eventuell wird aber auch die gesamte Immobilie neue überplant. Entsprechende Pläne werden nun dem Rat vorgelegt. Der soll in seiner nächsten Sitzung am 21. Juni schon einmal einen Grundsatzbeschluss fassen. Details können dann später beraten werden.

Die neuen Entwicklungen werden vermutlich noch einmal grundsätzliche Diskussionen über die Rathaussanierung auslösen. Die FDP hatte bereits vor einiger Zeit vorgeschlagen, das Gigaset-Gebäude zu kaufen und dafür am Berliner Platz auf die Aufstockung und einen extrem teuren Ausbau zu verzichten. Das aber lehnt Bürgermeister Thomas Kerkhoff weiterhin ab. „Davon wären dann unterer anderem die komplette Statik und die Haustechnik betroffen und wir müssten zurück in Planungsphase zwei“, meinte er. Außerdem würden durch einen Verzicht auf das vierte Obergeschoss rund sieben Millionen Euro an zugesagten Fördermitteln verloren gehen, ergänzte Kämmerin Jennifer Schlaghecken.

Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: „Jetzt rächt sich der Verzicht auf jede Wirtschaftlichkeitsberechnung

Foto: (von links): Gigasets Interims-Finanzchef Christian Krause, Kämmerin Jennifer Schlaghecken, Bürgermeister Thomas Kerkhoff und Gigaset-Chef Dr. Magnus Ekerot

  1. Weiß jemand wie alt der „Backsteinbau“ ist?
    In Bezug auf Denkmalschutz hat die Stadt nicht gerade ein glückliches Händchen…

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