Stadtarchiv präsentiert Historische Foto des Monats: Bocholt – ein strahlendes Märchen
Bocholt (PID). Seit dem Jahr 2000 heißt es „Bocholt leuchtet auf“, wenn zu Beginn der Adventszeit in der gesamten Innenstadt die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet wird. Straßen und Plätze sind mit Girlanden und Lichterketten geschmückt, zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes werden im Stadtzentrum Verkaufshütten für Geschenkartikel aufgebaut, und die Fenster des Historischen Rathauses sind alljährlich mit beleuchteten Ziffern ausgestattet, so dass das Gebäude einem übergroßen Adventskalender gleicht.
1954 kam man erstmals auf den Gedanken, die Innenstadt zur Weihnachtszeit in ein buntes Lichtermeer zu verwandeln. Es sollte keine gewöhnliche Weihnachts-Werbeaktion mehr geben, die Verantwortlichen des Bocholter Einzelhandelsverbandes, der Stadtverwaltung und des Verkehrsvereins verzichteten diesmal bewusst auf kirchliche Symbolik. Vielmehr sollte die Werbung nur aus zwei Elementen bestehen, und zwar aus Feuer (im Sinne von Licht) und Wasser. Tannengrün kam lediglich als dekorative Verkleidung, insbesondere bei der Wirkung des Tageslichts, zur Verwendung.
„Bocholt – ein strahlendes Märchen“ lautete das nicht allzu weihnachtliche Motto, mit dem sich die Stadt aber selbst übertraf. So scheute der Einzelhandelsverband keine Kosten und Mühen und legte auf dem Marktplatz einen beleuchteten Springbrunnen an, ließ an einer Hausfassade am Gasthausplatz ein großes Glockenspiel aufmontieren und erhöhte die Zahl der Lichterketten von bislang 74 auf 101. Sie erhielten im Vergleich zu früher die doppelte Anzahl an Glühbirnen und bildeten über den Straßen des Stadtkerns eine Art Lichterdach. Zusätzlich hatte man an den vier Standorten der einstigen Stadttore geraffte Leuchtketten in Form von riesigen Fenstervorhängen angebracht.
Das Foto zeigt den Marktplatz mit dem dreischaligen Brunnen, den der frühere Stadtwerke-Direktor Johannes Pelster mit ehrenamtlichen Helfern konstruiert hatte. Der Brunnen mit einem Durchmesser von mehr als zehn Metern wurde mit einer Reihe von Springwassern, einer zentralen Leuchtfontäne und zahlreichen bunten Scheinwerfern versehen, die den Platz in ein schimmerndes Meer verzauberten und das wiederhergestellte Rathaus im Wechselspiel der Farben anstrahlten. Die Gärtnerfachschaft versah schließlich die ganze Anlage ringsum mit einem Beet aus Stiefmütterchen. Ein schwerer Sturm, der am 5. Dezember 1954 über Bocholt hereinbrach, richtete zwar einige Schäden an der Weihnachtsdekoration an, sie wurden aber umgehend in ähnlicher Windeseile wieder behoben. Gut sechs Wochen lang, bis kurz nach dem Dreikönigsfest, konnte der Bocholter Lichterglanz in der Weihnachtszeit 1954 bestaunt werden.