‚Verwundert und enttäuscht‘: Verein kämpft für Erhalt des Stadtmuseums



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Mit „Verwunderung und Enttäuschung“ reagiert der Verein für Heimatpflege auf die Ankündigung der Verwaltungsspitze, das Stadtmuseum aus Brandschutzgründen aufgeben <madeinbocholt.de/mit-kommentar-stadtmuseum-soll-langfristig-in-alte-fildekenschule-ziehen/> und in die ehemalige Fildekenschule verlagern zu wollen. Dies sei zwar angekündigt, letztendlich aber „nicht mit dem Partner abgestimmt“ gewesen, heißt es in einem Schreiben von Geschäftsführer Georg Ketteler an die Verantwortlichen im Rathaus. Vorsitzender Gerd Wiesmann ärgert der Vorgang vor allem deshalb, weil die Stadt eine Sanierung des Museums bereits vor Jahren zugunsten ihrer eigenen KuBAaI-Pläne verhindert haben soll.

Vor zehn Jahren hatte der Verein nach eigenen Angaben einen Zuschuss-Antrag bei der Regionale 2016 gestellt, um das Haus ertüchtigen und erweitern zu können. „Die Planungen sahen unter anderem auch ein zweites Treppenhaus als Fluchtausgang und einen Aufzug vor“, heißt es heute. Die Geschäftsführerin der Regionale 2016 signalisierte laut Verein für Heimatpflege bereits die Förderfähigkeit. Und auch die Stadt habe als Partner und Grundstückseigentümer zunächst zugestimmt, dann aber durch den damaligen Baudezernenten verlangt, den Antrag zurückzunehmen, um eine KuBAaI-Förderung nicht zu gefährden. „Man hat uns damals durchaus ein wenig unter Druck gesetzt“, erinnert sich Gerd Wiesmann. Vorschläge des Vereins, die Trägerschaft des Stadtmuseums in eine Stiftung Öffentlichen Rechtes umzuwandeln, wurden von der Verwaltung ebenfalls abgelehnt.

Die Heimatpfleger wollen das Stadtmuseum derweil nicht einfach so aufgeben. „Der Standort in dem denkmalgeschützten Haus in der Innenstadt ist für ein Stadtmuseum ideal, zumal in Bocholt kaum noch öffentlich zugängliche historische Bausubstanz vorhanden ist“, schreibt Geschäftsführer Georg Ketteler weiter. Wenn neue Vorschriften verschärften Brandschutz forderten, so sollte zunächst einmal gegenübergestellt werden, welche Kosten jeweils für eine Ertüchtigung des Hauses Osterstraße 66 und für eine Herrichtung des als neuen Standort vorgeschlagenen ehemaligen Fildekenschulgebäudes entstünden. Durch eine neue Brandschutzanlage, eine Umorganisation im Ausstellungsbereich und eine Außentreppe für weitere Fluchtwege wäre den Vorschriften vermutlich auch im Hause Osterstraße 66 schon zu entsprechen, so der Verein für Heimatpflege.

  1. Ruth Rümping says:

    Ich kann den Heimatverein in seiner Argumentation voll und ganz unterstützen. Hier wird über den Kopf von Museumsleitern und verdienter Mitglieder das Aus entschieden. Bocholt braucht dieses Museum das sich durch viele Ausstellungen ausgezeichnet hat und auszeichnet und das auch in diesem historischen Gebäude verbleiben sollte. Eine Umsiedlung in die Fildekenschule ist Nonsens. Die Gesamte Technik die ein Museum zum Erhalt der Exponate benötigt, fehlt dort. Die Aussenlage ist für Besucher uninteressant, auch wenn das Handwerksmuseum in unmittelbarer Nähe liegt. Hier wurde wieder mal ein Schnellschuss in die Welt gesetzt. Will man jetzt das gesamte Tafelsilber der Stadt verscherbeln? Volkshochschule, Stadtmuseum und sicherlich in Kürze auch die Musikschule. Und – nein, nicht nur der alte Rat und die Verwaltung haben geschlafen, wobei ich mich gewundert habe, da sowohl einige der Verwaltungsspitze und viele Ratsmitglieder nicht in dieser Ratsperiode begonnen haben. Jeder Rat ist nur so gut wie die Informationspolitik der Verwaltung ist. In Sachen Brandschutz hat man auf Anfragen massiv gemauert.

  2. Antonius Mayland says:

    Wen man einen so massiven Investitionsstau geerbt hat (Zitat von gestern), wäre es nicht an der Zeit, endlich einmal eine gründliche Inventur zu machen?
    Danach kann man dann ganz transparent die Bürger der Stadt Bocholt informieren, welche Altlasten es gibt und einen Zeitplan erarbeiten, wie man diesen Stau denn abarbeiten möchte. Vielleicht befragt man dabei auch die Bürger, welche Prioritäten sie denn haben.
    Das wäre doch mal eine Initiative, die der allgemeinen Politikverdrossenheit entgegenwirken würde.
    Aber vielleicht ist das Zuviel erwartet!

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