Westmünsterlandbahn GmbH kämpft für Reaktivierung der Trasse nach Rhede



Die Bahn soll Bocholt und das Westmünsterland wieder mit der gesamten Region vernetzen. Zu diesem Zweck haben sieben Initiatoren die Westmünsterlandbahn GmbH gegründet. Ziel des Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen ist die Reaktivierung der alte Trasse von Bocholt über Rhede und Borken bis nach Coesfeld. Das erste Teilstück, auf dem momentan bekanntlich der Radschnellweg RS2 geplant wird, könnte nach ersten Schätzungen für 25 Millionen Euro wiederhergestellt werden. 95 Prozent davon würden womöglich der Bund und das Land übernehmen.

Zum Erhalt der ehemaligen Strecke von Bocholt Richtung Coesfeld haben die Gesellschafter der WMB GmbH in einem ersten Schritt beim zuständigen Eisenbahnbundesamt (EBA) eine Eingabe eingereicht. Ziel ist es, dass die gewidmeten Flächen weiterhin als Bahntrasse erhalten bleiben.

„Eine Verlängerung der Verbindung Düsseldorf – Bocholt über Borken, Coesfeld nach Münster bringt Vorteile für alle Bevölkerungsschichten“, so Geschäftsführer Michael Nyenhuis. Bisher seien Reisende Richtung Münster ausschließlich auf den Sprinterbus oder den Pkw angewiesen. „Ein Sprinterbus bietet kaum Möglichkeiten, Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen oder Familien mit Kinderwagen in ausreichendem Umfang zu befördern. Die Bahn verfügt wie kein anderes Verkehrsmittel über Möglichkeiten begleitend Fahrräder zu transportieren. Zudem besitzt der Sprinterbus keine bordeigene Toilette und ist vom Verkehrsaufkommen auf der Straße abhängig. Verspätungen sind keine Ausnahme. Häufig können Reisende aufgrund von Kapazitätsengpässen nicht mitgenommen werden. Potentiell kann eine Schienenpersonen-Nahverkehrs-Verbindung darüber hinaus auch die Reisezeit senken“, so Nyenhuis weiter.

Die Gesellschafter sehen mit der Wiederinbetriebnahme dieser Verbindung große Chancen, dass das westliche Münsterland, insbesondere die Städte Bocholt und Rhede, am massiven Ausbau der Eisenbahninfrastruktur im mittleren und östlichen Münsterland partizipiert und weiter an Attraktivität gewinnt. Hier hat die Region nach Meinung der Gesellschafter einen erheblichen Nachholbedarf.
Eine neue Bahnverbindung böte aber nicht nur mehr Komfort für Privatreisende, sondern auch große Vorteile für die Wirtschaft. „Eine weitere Zielsetzung der WMB GmbH ist die aktive Nutzung der Schiene für den Gütertransport. So soll auch das Industriestammgleis Bocholt in das künftige Netz integriert werden. Erste Interessenten gibt es bereits“, so Geschäftsführer Christof Giesers. Die Verlagerung von Gütern auf die Schiene trägt nach Ansicht der WMB GmbH nicht nur zu einer deutlichen Entlastung des Straßenverkehrs bei, sondern wird mittel- und langfristig ebenso den Wirtschaftsstandort Bocholt und andere Kommunen entlang der Strecke nachhaltig stärken und aufwerten.

Der Gesellschafterkreis betrachtet sein Geschäftsmodell zugleich auch als einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zu einer dringend notwendigen Verkehrswende. Die WMB GmbH spricht sich zur Erreichung ihrer Geschäftsziele gegen den von Bocholt und Rhede auf der vorhandenen Bahntrasse geplanten Radschnellweg (RS2) aus. “Die Strecke ist für ein zusätzliches und notwendiges ÖPNV-Angebot für das gesamte westliche Münsterland zu wichtig, um sie für einen Radweg zu opfern. “

Zum Gesellschafterkreis gehören Michael Nyenhuis, Christof Giesers, Hermann Altenbeck, Carlos Goncalves, Frank Büning, Antonius Mayland und Dr. Andreas Klöcker. Zu Geschäftsführern wurden Michael Nyenhuis und Christof Giesers bestellt. Eisenbahnbetriebsleiter ist Lukas Hagemann aus Telgte.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar „Gebt der Bahn eine Chance!“ von Berthold Blesenkemper

  1. Pierre Ofzareck says:

    Ich verstehe inzwischen überhaupt nicht mehr, warum da nicht längst Entscheidungen zum Wiederaufbau der Eisenbahn gefallen sind. Sind die politischen Entscheidungsträger etwa nicht Willens und in der Lage, sich deutschlandweit andere gleichartige Infrastruktur- und Reaktivierungsprojekte anzusehen, die allesamt die vor der Reaktivierung prognostizierten Fahrgastzahlen bei weitem übertroffen haben?

    Der Spitzenreiter dieser Erfolgsgeschichten, dessen Fahrgastzahlen so durch die Decke gegangen sind, dass die Betreiber vom Erfolg völlig überrannt wurden, so dass weitere Triebwagen eiligst nachbestellt werden mussten, ist die Regiobahn Kaarst – Mettmann.
    Die DB wollte auch die stilllegen, nur haben sich dort vor Ort sämtliche Gemeinden zusammengeschlossen und betreiben die Strecke nun in Eigenregie. Der Erfolg ist so groß, dass nicht nur der die Taktdichte verdoppelt werden musste, sondern auch die Fahrzeugkapazität. Statt eines zweiteiligen Triebwagens fahren nun zwei gekuppelte Triebwagen und verdoppeln so das Platzangebot. Im Berufsverkehr inzwischen sogar alle 15 Minuten, weil man sonst die Leute nicht mehr weg bekommt. Das Ganze war mit je einem Triebwagen im Stundentakt geplant! Wenn man die Westmünsterlandbahn richtig aufzieht, gehe ich auch hier davon aus, dass die Fahrgastzahlen schnell deutlich höher sind, als heute auf der Strecke und die ganze Region einen deutlichen Aufschwung erleben wird. Jeder in die Bahn investierte Euro, kommt über zusätzliche Steuereinnahmen wieder zurück. Natürlich nur dann, wenn man die Stracke nicht kaputtrechnet und die mögliche Ausnahmeregelung nach EKrG § 2 (Eisenbahnkreuzungsgesetz) konsequent angewendet wird.

    Mit einem attraktiven Angebot auf der Schiene wird die Bahn ihren wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung des Westmünsterlandes beitragen. Mit einer endgültigen Stilllegung und gar Entwidmung dieser Eisenbahnverbindung durch das Westmünsterland, wird diese Region dagegen abgehängt. Denn bei jeder Neuansiedlung von Gewerbe fragen die Investoren immer zuerst nach Infrastruktur und Erreichbarkeit.

    Mit einem Sprinterbus kann da niemand punkten, mit der Bahn jedoch schon. Erst Recht wenn der Wagenladungsverkehr hier von der Westmünsterlandbahn unter regionaler Aufgabenträgerschaft übernommen wird. Denn dieses recht kleine Unternehmen beweist heute schon, dass es deutlich flexibler ist, als die große Bahn AG, die schon seit Jahren im Güterverkehr nur Verluste schreibt, weil die Bahn, seit der Bahnreform, quasi systematisch ihre Güterkunden im Einzelwagenverkehr vergrault.

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