SPD für Stadtbahn von Mussum bis Rhede



Mit Bedauern, ja geradezu Entsetzen hat die SPD-Fraktion nach eigenen Angaben in ihrem Dringlichkeitstreffen am vergangenen Samstag die Entscheidung im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) zur Abschaffung des Industriestammgleises zur Kenntnis genommen. Martin Schmidt, der Fraktionsvorsitzende fasst die einhellige Meinung zusammen: „Die knappe Mehrheit von CDU und FDP verspielt die Zukunftschancen der (noch) „Klimakommune Bocholt“ auf nachhaltige, ökologische und wirtschaftliche Entwicklung.“ Schließlich , so ergänzt der zweite Vorsitzende Philipp Terhart, sei dieses Gewerbegebiet in Bocholt, mit 300 Hektar der größte zusammenhängende, voll erschlossene Industriepark in ganz NRW.

Noch im September 2020 habe ein von der Stadt beauftragtes Gutachten der Firma SCI Verkehr GmbH erklärt, dass es jetzt Zeit sei, den Erhalt des Gleises anzugehen und sich die Wettbewerbsvorteile, die sich daraus in Zukunft ergeben zu sichern.. „Zumal es weitere Nutzungsmöglichkeiten jenseits des Güterverkehrs für das Gleis geben könnte“, so ergänzt Herman Altenbeck, der sich als sachkundiger Bürger im Auftrag der SPD-Fraktion intensiv mit dem Thema beschäftigt. Eine Stadtbahn für Personenverkehr zwischen Rhede und dem I-Park ließe sich aus Fördermitteln realisieren. Die Zeichen dafür stünden gut, denn alle Recherchen sprächen dafür, dass EU, Bund und Land im Rahmen des „Green Deal“ den Schienenverkehr fördern und den LKW-Verkehr verteuern werden.

„Anders als eine auch für ICE-taugliche Strecke, bräuchte es für eine solche Stadtbahn keine kreuzungsfreie Strecke“, erklärt Altenbeck für die SPD-Fraktion. Die Kosten für die Reaktivierung mit einer solchen Nutzung würden, nach Angaben von Verantwortlichen für den SPNV in NRW, deutlich sinken, die Förderungschancen deutlich steigen. Auf Radschnellwege müsste niemand verzichten. Das angestoßenen Projekt Richtung Borken könnte weitergeführt werden. In Richtung I-Park sei es ohnehin zweifelhaft, ob die Stammgleistrasse die geeignete Wegeführung darstelle, so Schmidt

  1. Guter Ansatz, aber das ist leider so gar nicht zu Ende gedacht. Die neu geschaffene Buslinie C13 vom Bustreff in den Ipark ist bis jetzt schon nur zu bestimmten Zeiten ausgelastet. Eine Stadtbahn anzuschaffen, Personal einzustellen und für eine solch kurze Strecke als einzige Stadtbahnlinie in Bocholt auf der alten Trasse ohne nachhaltige Verluste zu betreiben und langfristig auch zu unterhalten stände damit unter keinem guten Stern. Es gibt hingegen eine andere eher in den nächsten Jahren darstellbare Lösung unter Nutzung des Stammgleises und der Teilreaktivierung von ehemaligen Bahntrassen. Schaut man zurück in die Vergangenheit so ist das heutige Stammgleis nur der klägliche Rest einer ehemaligen Bahnanbindung von Borken über Rhede nach Bocholt und dann angebunden an die Bahnstrecke nach Emmerich/Arnheim, die am heutigen Ipark vorbei über Isselburg verlaufen ist.
    Das könnte auch in Zukunft eine neue Bahnverbindung von Essen über Borken (RE14), verlängert über Rhede, Bocholt, Isselburg, Emmerich bis ggfs. sogar nach Arnheim sein. Auch nach und nach in Betrieb gehende Teilabschnitte sind dabei denkbar. Schaut man in die SPNV Pläne und Diskussionen der letzten Jahre ist das durchaus eine öfter angeführte Option zum Ausbau des SPNV in dieser Region. Um diese Option nicht von vornhinein zu erschweren, macht es Sinn das Industriestammgleis aufrechtzuerhalten, das sollte auch Bürgermeister und die CDU/FDP Fraktion für einen Erhalt überzeugen, statt kurzfristig den Haushalt zu entlasten und nachhaltig den Individual- und LKW Verkehr in Bocholt zu fördern. Zumal die Finanzierung einer solchen zukunftsweisenden SPNV Lösung damit nur unwesentlich den Bocholter Haushalt belastet und die Attraktivität des Standorts durch eine direkte Verkehrsanbindung von Bocholt, Rhede und Isselburg sowohl an den Niederrhein bis ggfs. in die Niederlande als auch ins Ruhrgebiet nachhaltig verbessern würde. Der Güterverkehr kann (in den Nachtzeiten) diese reaktivierte Bahntrasse selbstverständlich auch nutzen und durch die Streckenführung mit genügend Haltepunkten und zahlreichen Einzugsgebieten stellt sich auch eine Kosten-/Nutzenrechnung positiver dar als etwa die diskutierte Bahnanbindung von Bocholt nach Münster, die auch noch von der Fahrtzeit und dem Schwenk über Coesfeld länger dauern würde als es heute mit der stündlichen Schnellbuslinie S75 zu realisieren ist.

    • Antonius Mayland says:

      Die diskutierte Bahnverbindung nach Münster muss ja nicht zwingend über Coesfeld laufen, denkbar und machbar wäre auch eine Verbindung über Dülmen, diese wurde schon mal durchgerechnet und ergab eine Fahrzeit bis Münster von etwa 66 Minuten. Dies würde bis Borken über die alte Trasse verlaufen und ab dort genau wie nach Coesfeld eine neue Trassenführung erfordern. Die Verbindung wäre deutlich kürzer, schneller (auch als der Sprinter) und kostengünstiger.

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