Stadtpartei, Linke und soziale Liste fordern: Verkehrswende regional beschleunigen



Nach dem jüngsten Urteil des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL) soll die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Coesfeld – Bocholt in den nächsten zwanzig Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit nicht weiter verfolgt werden. Gleichzeitig soll nun die Bahnstrecke als Radschnellweg ausgebaut werden um die Verkehrswende zu beschleunigen. Stadtpartei, Linke und soziale Liste widersprechen dieser Weichenführung entschieden.

Sie schreiben in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Es gibt bereits mehrere Radwege zwischen Bocholt und Rhede. Mit der Planung eines millionenschweren Radweges auf der Bahntrasse wird auf Jahre die Wiederinbetriebnahme der Bahn auf der Strecke verhindert. Dieses Vorgehen ist den Bürgern und Steuerzahlern nicht zu erklären Investitionen an anderen Stellen für Radwege, an denen es noch keine gibt und die Instandsetzung von Radwegen wären dringend erforderlich.

Es ist schwer vorstellbar, in den jetzt noch vorhandenen Waldstücken, z.B. hinter Haus Tenking eine sieben Meter breite, beleuchtete Radstrecke durch den Wald auszubauen, für die mehr als hundert Bäume gefällt werden müssen.

Wir fordern von den mindestens 4 vorhandenen Radwegen einen kurzen, schnellen, gut ausgebauten Radweg zwischen Bocholt und Rhede. Die Trasse sollte auf vorhandenen Wegen ausgebaut werden um ökologische Schäden weitgehend zu verhindern.

Weiterhin fordern wir, erneut die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke in Bezug auf Wirtschaftlichkeit erneut mit folgenden Maßgaben zu prüfen.

Bereits in der letzten Machbarkeitsstudie des NWL ist eine Wirtschaftlichkeit der Strecke zwischen Bocholt und Rhede in Aussicht gestellt worden. Auch erscheinen uns nach Expertenauskunft die Kosten viel zu hoch angesetzt, so dass sich eine Wirtschaftlichkeit doch errechnen lässt.

Nun könnte die Strecke des Industriestammgleises zwischen dem Bahnhof Bocholt und dem I-Park Bocholt in den Personennahverkehr Coesfeld – Borken – Bocholt integriert werden.

In einem ersten Schritt kann die Strecke Rhede – Bocholt – I-Park (Streckenlänge zunächst 17 km) – vorläufig nur als Stadtbahnstrecke – in Betrieb genommen werden. Neue Haltepunkte in Rhede (Ost), an der Fachhochschule, am Euregio-Gymnasium und im I-Park können die Attraktivität der Strecke weiter erhöhen. So wie der Asta

der Fachhochschule dies seit Jahren fordert.

Der Industriepark Bocholt weist eine Fläche von 300 Hektar an Industrie- und Gewerbefläche aus. Dies ist einzigartig in NRW und bietet 300 Betrieben mit 7.200 Beschäftigten Raum. Gleichzeitig erweitert die Stadt Rhede das Gewerbegebiet im Osten.

Die Zahl der Berufspendler (lt. Landesamt für Statistik, IT.NRW Stand: 2019, BBV Nov. 2020) hat folgende Größenordnung:

Rhede – Bocholt 3.492 Personen

Bocholt – Rhede 2.390 Personen

Ergibt 5.882 Personen/täglich

Diese Personen fahren die Strecke in der Regel zweimal. Hinzu kommen die Schüler und, nach der Elektrifizierung Bocholt-Wesel, ggfs. weitere Pendler und Reisende zu Anschlusszügen in Bocholt. Viele dieser Pendler werden den Arbeitsplatz im I-Park Bocholt haben. Es liegt also nahe, die aktuelle Machbarkeitsstudie um die Strecke des Industriestammgleises zu erweitern.

Wir dürfen hier an frühere Aussagen erinnern, wonach eine Bahnstrecke mit mindestens 1000 Fahrgästen pro Tag wirtschaftlich zu betreiben ist. Die Weiterführung der Strecke in den I-Park für den Personennahverkehr wird gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit für den Cargo-Verkehr auf der Strecke erhöhen. In den nächsten Schritten ist dann der Ausbau der weiteren Strecke zwischen Rhede und Borken bzw. Coesfeld weiter zu planen und auszuführen.

Die weitere Gesetzgebung zum Klimaschutzabkommen wird den Weg zum Erfolg führen. Diese regionalen Schritte können die Verkehrswende, mit einem attraktiven, modernen Verkehrsmittel beschleunigen und den Umstieg von der Straße erleichtern.

Ein gut vergleichbares Modell für diese Planungen ist der Betrieb des Personennahverkehrs auf der Strecke zwischen Bentheim und Nordhorn bzw. Neuenhaus. Die Bentheimer Eisenbahn AG betreibt diese Linie nach der Reaktivierung 2019 sehr erfolgreich im Stundentakt. Die Fahrgastzahlen waren vor der Corona-Pandemie deutlich über den errechneten Prognosen.“

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